Die Bundesärztekammer sieht sich durch eine neue Studie in ihrer Kritik an der geplanten Cannabis-Legalisierung bestätigt.
Berlin – Die Bundesärztekammer sieht sich durch eine neue Studie in ihrer Kritik an der geplanten Cannabis-Legalisierung bestätigt. Bundesärztekammer-Präsident Klaus Reinhardt forderte von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) am Mittwoch in Berlin, seine Pläne zu überdenken und entschieden auf mehr Präventions- und Hilfsangebote gerade für junge Menschen zu setzen.
Reinhardt verwies dabei auf eine von Lauterbach in Auftrag gegebenen Meta-Studie des Hamburger Instituts für interdisziplinäre Sucht- und Drogenforschung. Diese zeige, dass die Freigabe von Cannabis zu Genusszwecken zu einem Anstieg des Freizeitkonsums führe, so Reinhardt. Jugendliche müssten demnach aufgrund von Cannabis verstärkt medizinische Hilfe in Anspruch nehmen. Erwachsene suchten häufiger Notaufnahmen wegen akuter cannabisbezogener Probleme auf. Sogar die Zahl der Verkehrsunfälle unter Cannabiseinfluss steige.
Damit bestätige die Studie, wovor die Ärzteschaft seit Jahren warne: “Die Legalisierung von Cannabis führt zur Verharmlosung einer Droge, die nachgewiesenermaßen abhängig macht und zu schweren Entwicklungsschäden gerade bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen führen kann.”
Auch von der erhofften Austrocknung des Schwarzmarktes könne laut Studie keine Rede sein, so Reinhardt. Drei Jahre nach der Legalisierung beschafften sich in Kanada gerade einmal zwei Drittel der Konsumenten ihr Cannabis nach eigenen Angaben ausschließlich auf legalem Wege. In Ländern wie Uruguay liege der Anteil des legalen Marktes bei nicht einmal 50 Prozent. Zudem warnten die Gutachter, dass profitorientierte Unternehmen nicht nur die Verdrängung illegaler Anbieter anstreben könnten, sondern auch auf die Erschließung neuer Gruppen von Konsumierenden abzielten.
Die Regierung will nach einem Eckpunktepapier Cannabis zunächst im privaten Bereich und in besonderen Vereinigungen freigeben. In einem Modellvorhaben soll der lizenzierte Verkauf durch Fachgeschäfte erprobt werden. Zudem soll der Besitz von 25 Gramm Cannabis zum Eigenkonsum für Erwachsene legal sein. Außerdem will die Regierung drei weibliche blühende Pflanzen pro Person zum Eigenanbau erlauben und die Abgabe in Fachgeschäften in Modellvorhaben erproben.