Nach Ablehnung einer Kandidatin – Irritation über Bischöfe

Die Deutsche Pfadfinderschaft Sankt Georg (DPSG) wird auf Bundesebene vorerst ohne geistliche Begleitung auskommen müssen.
Nach Ablehnung einer Kandidatin - Irritation über Bischöfe

Generalvikar Klaus Pfeffer. Foto: Nicole Cronauge | Bistum Essen

Die Deutsche Pfadfinderschaft Sankt Georg (DPSG) wird auf Bundesebene vorerst ohne geistliche Begleitung auskommen müssen. Wie die DPSG in den Sozialen Medien mitteilte, erhielt die einzige Kandidatin Viola Kohlberger (32) nicht die erforderliche Mehrheit beim Ständigen Rat der Bischofskonferenz, um für das Amt der Bundeskuratin kandidieren zu können. Das Votum der Bischöfe hat Kritik nicht nur von katholischen Jugendverbänden nach sich gezogen.

Als Kurat oder Kuratin wird bei der DPSG die geistliche Begleitung bezeichnet. Ihre Aufgabe ist es, Leitungskräfte des Verbandes in Glaubensfragen zu beraten und zu sensibilisieren. Für die Kandidatur auf Bundesebene ist eine Zustimmung mit absoluter Mehrheit der 27 Ortsbischöfe im Ständigen Rat der Bischofskonferenz notwendig. Die Deutsche Bischofskonferenz erklärte auf Anfrage, sie gebe keine Stellungnahme ab zu Personalfragen des Ständigen Rates.

Die DPSG erklärte am Freitag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), schon am Montagabend durch ihren Kontaktbischof, den Fuldaer Bischof Michael Gerber, von der Entscheidung unterrichtet worden zu sein. Eine offizielle Bestätigung stehe aber noch aus. Ob damit auch eine Begründung für das Votum geliefert werde, wisse der Verband nicht.

Entsetzen ist groß

Das Entsetzen im Verband sei nach der Mitteilung groß, sagte DPSG-Bundesvorstand Joschka Hench. Die Kandidatur von Kohlberger sei dem Ständigen Rat seit mindestens drei Wochen vor dem Abstimmung umfänglich bekannt gewesen. Dennoch habe im Vorfeld kein Bischof die DPSG mit Bedenken wegen der Personalie kontaktiert. „Das ist ein Umgang, den wir sehr seltsam finden und der nicht mit den Positionen im Einklang steht, die auch seitens der Mehrheit der Bischöfe beim Synodalen Weg vertreten wurden.“

Bei der Bundesversammlung in zwei Wochen in Fulda könne nun keine geistliche Leitung gewählt werden, da auch eine Ersatzlösung erst der Zustimmung des Ständigen Rates bedürfe, erklärte Hench. Die Personalie werde aber Thema auf der Versammlung sein, bei der auch Bischof Gerber anwesend sein soll.

Auch andere Kirchenvertreter äußerten Unverständnis über den Vorgang. Der Bundesvorsitzende des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), Gregor Podschun, nannte die Entscheidung der Bischöfe auf der Plattform X „in keiner Weise nachvollziehbar“ und sprach Kohlberger seine Solidarität aus. Der BDKJ vertritt als Dachverband auf Bundesebene auch die DPSG.

„Kompetente Theologin und engagierte Synodale“

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) äußerte sich irritiert. Man habe Kohlberger beim Synodalen Weg als „kompetente Theologin und höchst engagierte Synodale kennengelernt“, erklärte das ZdK-Präsidium auf X. Die formalen Voraussetzungen für das Amt lägen durch die Tätigkeit Kohlbergers als Kuratin im Bistum Augsburg, das sie seit 2021 ausführt, vor.

Der Verwaltungschef des Bistums Essen, Klaus Pfeffer, erklärte auf Facebook, er sei „sehr traurig und auch erschrocken“, dass die DPSG „eine so bittere Erfahrung mit einer großen Zahl der deutschen Bischöfe machen muss“. Der Essener Generalvikar war nach eigenen Angaben selbst in seiner Jugend und Studienzeit DPSG-Mitglied. „Ich kann nur erahnen, was das an Enttäuschung, Wut und Verbitterung auslöst. Und ich kann’s gut verstehen,“ so Pfeffer.

Kohlberger war auch Teilnehmerin beim katholischen Reformprojekt Synodaler Weg. Bei dessen Vollversammlung im Herbst 2021 in Frankfurt war es am Rande zu einem Disput zwischen ihr und dem Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki gekommen. 2023 gab es zudem eine Auseinandersetzung zwischen ihr und dem Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer wegen einer Aussage des Bischofs im Zusammenhang mit dem Missbrauchsskandal.

kna