Der Vatikan hält den Ablass-Streit, der im 16. Jahrhundert zu Reformation und Kirchenspaltung führte, im kommenden Heiligen Jahr 2025 nicht mehr für entscheidend.
Rom – Der Vatikan hält den Ablass-Streit, der im 16. Jahrhundert zu Reformation und Kirchenspaltung führte, im kommenden Heiligen Jahr 2025 nicht mehr für entscheidend. Der Vatikan-Beauftragte für das Heilige Jahr, Erzbischof Rino Fisichella, sagte am Montag bei einer Pressekonferenz in Rom, ursprünglich sei der Ablass nichts anderes gewesen als ein Begriff für die Barmherzigkeit Gottes zugunsten der Sünder. So sei er bereits im siebten Jahrhundert benutzt worden.
Auch Papst Franziskus habe bei der Ankündigung des Heiligen Jahres 2025 betont, dass Ablass nichts anderes bedeute als die Gnade Gottes. Der Ablass (Nachlass zeitlicher Sündenstrafen) ist einer der Gründe, warum in Heiligen Jahren Millionen Pilger nach Rom kommen.
Fisichella erklärte mit Blick auf den Ablass-Streit des 16. Jahrhunderts, der in deutschsprachigen Ländern wesentlich zu Reformation und Kirchenspaltung beitrug: „Wir müssen die Geschichte in Rechnung stellen, dürfen aber nicht Sklaven historischer Denkweisen werden. Wir wissen, welche Karikatur die katholische Kirche im 16. Jahrhundert aus diesem wertvollen Inhalt gemacht hat. Deshalb müssen wir uns bemühen, den tiefen Sinn dieser Idee heute besser verständlich zu machen. Es geht um Barmherzigkeit und Verzeihung.“
Fisichella fügte hinzu: „Dafür braucht es jedoch offene Ohren und Herzen auf allen Seiten. Es braucht einen offenen Verstand, um nicht in der Vergangenheit gefangen zu bleiben, sondern einen Inhalt zu entdecken, der von allen geteilt werden kann.“ Im Heiligen Jahr 2025 werden nach vatikanischen Angaben etwa 32 Millionen Pilger in Rom erwartet, fast 1,5 Millionen davon aus Deutschland.