Patriarch zieht Unterstützung für Ukraine-Kommunique zurück

Auf Druck der türkischen Regierung hat der orthodoxe Patriarch von Konstantinopel die Unterstützung für die Abschlusserklärung des Ukraine-Friedensgipfels in der Schweiz zurückgezogen.
Patriarch zieht Unterstützung für Ukraine-Kommunique zurück

Bartholomaios I. –Foto: © Lefteris Papaulakis | Dreamstime.com

Auf Druck der türkischen Regierung hat der orthodoxe Patriarch von Konstantinopel die Unterstützung für die Abschlusserklärung des Ukraine-Friedensgipfels in der Schweiz zurückgezogen. Wie das Portal „Orthodox Times“ am Mittwochabend berichtete, hatte die Türkei zunächst eine Klärung der Unterzeichnung durch Bartholomaios I. erbeten. Bereits am Mittwoch wurde die Liste der unterzeichnenden Staaten auf der Website des Schweizer Außenministeriums aktualisiert.

Ein Sprecher des türkischen Außenministeriums erklärte laut „Orthodox Times“, dass die Unterschrift des „griechischen Patriarchats“ (wie die Türkei das Ökumenische Patriarchat nennt, Anm.) zunächst nicht vorhanden gewesen sei. Die Unterschrift des als Beobachter an der Konferenz teilnehmenden Patriarchats sei einige Tage nach Abschluss der Veranstaltung in die gemeinsame Erklärung des Gipfels aufgenommen worden. „Nach der Intervention des Außenministeriums sahen sich die schweizerischen und ukrainischen Behörden gezwungen, eine überarbeitete Liste ohne Unterschrift des Patriarchats herauszugeben“, sagte der türkische Sprecher weiter.

Hintergrund dürfte aus Sicht von Beobachtern sein, dass die Türkei das Ökumenische Patriarchat mit Sitz in Istanbul nicht als diplomatischen Akteur auf internationaler Bühne verstanden wissen möchte. Patriarch Bartholomaios I. ist Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie.

Insgesamt hatten nach der Konferenz auf dem Schweizer Bürgenstock am 15. und 16. Juni mehr als ein Dutzend der 100 teilnehmenden Staaten und internationalen Organisationen eine Unterstützung der Gipfelerklärung abgelehnt. Dazu zählten Indien, Brasilien, Saudi-Arabien und Südafrika. 83 Delegationen unterschrieben hingegen nach Angaben der Schweizer Regierung das gemeinsame Kommunique, darunter auch Serbien, das traditionell gute Beziehungen zu Russland unterhält, sowie Ghana und Argentinien. Der als Beobachter teilnehmende Heilige Stuhl unterzeichnete die Erklärung nicht.

Im Fokus der Erklärung stand die Sicherheit der ukrainischen Atomkraftwerke, der Schutz von Handelsschiffen und zivilen Häfen vor Angriffen sowie der Austausch aller Kriegsgefangenen und die Rückkehr aller von Russland verschleppten ukrainischen Kinder.

kna