Vom rechten Maß, dem Fasten und dem Hunger
Von Markus Fuhrmann
Eine bekannte Schokoladenmarke wirbt mit dem Spruch: „Die zarteste Versuchung, seit es Schokolade gibt!“ Ich mag Schokolade wirklich sehr und esse sie gerne. Aber in „Versuchung“ geführt hat mich sie mich noch nie. Denn ich weiß, dass zu viel davon nicht gut ist. Wenn ich trotzdem mehr davon esse als ich sollte, zeigt mir das meine Waage an. Ich bin selbst für das Ergebnis verantwortlich und nicht die Schokolade. Ab und zu ein Stück – das ist in Ordnung. Es kommt eben auf das rechte Maß an.
In der Fastenzeit versuchen viele Menschen dieses Maß wieder zu finden. Einige verzichten in den nächsten sieben Wochen bis Ostern bewusst auf Süßigkeiten und das Glas Bier oder Wein am Abend, andere kramen ihre Sporttasche aus dem Kleiderschrank und nehmen sich vor, wieder mehr Sport zu machen.
Beziehung zu Gott auf dem Prüfstand
Das rechte Maß, wieder ins Lot kommen, die eigene Mitte finden, meine Beziehung zu Gott und meinen Mitmenschen auf den Prüfstand stellen – darum geht es in der christlichen Fastenzeit. Woher schöpfe ich meine Kraft? Was ist die Quelle meine Lebens? Wer gibt mir Halt, wenn ich zu fallen drohe?
Im Evangelium des Sonntags wird Jesus vom Teufel in Versuchung geführt. Das Wort „Teufel“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet soviel wie „Durcheinanderwerfer“. Der Evangelist Matthäus beschreibt, dass Jesus dreimal vom Teufel auf die Probe gestellt, sozusagen durcheinander geworfen wird. Jesus hatte sich vor dem Beginn seines öffentlichen Wirkens in die Wüste zurückgezogen um zu fasten und zu beten. Nach vierzig Tagen und Nächten bekam er Hunger.
Ich bin beim Lesen über diese Stelle gestolpert. Ich bin keine Fastenexeperte, aber ich denke, wenn jemand so lange fastet, dann hat sich sein Körper schon umgestellt und gewöhnt an die neue Lebensweise. Woher soll dann auf einmal plötzlich der Hunger kommen?
Vielleicht ist es ein Hunger der anderen Art, ein geistiger und geistlicher Hunger. Wer mehrere Wochen alleine ist, sich zurückzieht von den Menschen und dem Alltagsleben und in die Stille geht, der sehnt sich irgendwann wieder nach Gemeinschaft, Austausch und Gespräch.
Zum Ende seiner Fastenzeit, bevor Jesus zu den Menschen zurückkehrt, stellt ihn der Teufel auf die Probe. Jesus muss sich fragen lassen, ob sein Fasten erfolgreich war: „Hast du Klarheit über deine Aufgabe und Sendung gewonnen? Weißt du, wer du bist? Willst du deinem Vater dienen und kannst du dem Streben nach Macht, Ruhm und Reichtum widerstehen?“ Jesus übersteht die Versuchungen und zeigt dadurch: Ich weiß welchen Auftrag ich habe, ich weiß wer ich bin. In seiner Fastenzeit haben sich für ihn Lebensfragen geklärt.
Frühschichten, Bibel teilen, Gespräche
Ich wünsche Ihnen für Ihre persönliche Fastenzeit, dass Sie sich auch auf die Probe stellen lassen und sich mit Ihren persönlichen Glaubens- und Lebensfragen beschäftigen können. Ich lade Sie ein, die vielen Möglichkeiten, die z.B. unsere Gemeinden bieten, zu nutzen: Glaubensgespräche, Frühschichtgottesdienste und Bibelteilen – tauschen wir uns mit anderen Christinnen und Christen über den Glauben aus, reden wir miteinander und beten wir gemeinsam! Ich bin überzeugt, dass wir dann entdecken, dass Gott unseren Hunger nach Leben stillt. Frohes Fasten!