Fasten für das Klima

Wer in der Karwoche auf Fleisch und Wurst verzichtet, nützt dem Klima. Das Pestel Institut aus Hannover hat jedenfalls jetzt nach eigenen Ausgaben erstmals ausgerechnet, wie viele Tonnen CO2 durch Fleischfasten in ganz Deutschland eingespart werden könnten.

(Foto: unsplash/Ryan Song)

Entschlössen alle Christen in Deutschland in der Karwoche zum Umstieg auf Gemüsekost, könnten sie den Berechnungen zufolge innerhalb dieser sieben Tagen 590.706 Tonnen CO2 einsparen und damit etwas gegen die Erderwärmung tun. Und würde die Gesamtbevölkerung der Bundesrepublik während der 40-tägigen Fastenzeit auf tierische Nahrungsmittel verzichten, gelängen satte 8.753.027 Tonnen weniger CO2 in die Atmosphäre. Das Institut hat die Zahlen auch regional aufgeschlüsselt.

„Jedem Menschen wird mit dem täglichen Essen indirekt die Entscheidung aufgetischt: Wie will ich leben? Denn es ist schon längst bekannt, dass die Fleischproduktion die Treibhausgas-Emissionen in die Höhe treibt“, erläuterte Steckert, Leiterin des  Climate Culture Lab (CCL), das die Analyse in Auftrag gegeben hat. „Die regional aufgeschlüsselten Zahlen zeigen, wie jeder vor Ort zu einer zukunftsorientierten Alltagskultur beitragen kann.“

Angaben zum jährlichen Pro-Kopf-Verbrauch von Fleischprodukten lieferte das Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung in seinen Versorgungsbilanzen. Der Pro-Kopf-Verbrauch von Fleischprodukten lag im Jahr 2016 demnach bei knapp 60 kg CO2 pro Person. „Beim Fleischfasten ist wichtig zu beachten: Besonders klimaschädlich ist der Verzehr von allen Produkten rund ums Rind. Laut Bundeslandwirtschaftsministerium entstehen bei der Erzeugung von einem Kilo Rindfleisch etwa 14 kg CO2*, bei einem Kilo Hähnchenfleisch etwa 3,2 kg, aber bei einem Kilo Kuhkäse rund 8,5 kg CO2. Den Fleischverzicht mit Kuh-Käsekonsum zu kompensieren, führt also nur zu einer geringen Einsparung von CO2-Emissionen“, erläuterte Jonas Abraham, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Pestel-Instituts.

Genau genommen handele es sich um CO2-Äquivalente: Das bei der Produktion von Rindfleisch entstehende Methangas sei laut Umweltbundesamt bei einem Zeithorizont von 100 Jahren 28 Mal schädlicher als CO2. Damit ist gemeint, dass ein Kilogramm Methan innerhalb der ersten 100 Jahre nach der Freisetzung 28-mal so stark zum Treibhauseffekt beiträgt wie ein Kilogramm CO2. Entsprechend werde Methangas in CO2-Äquivalente umgerechnet um eine bessere Vergleichbarkeit zu ermöglichen. Dies begründet den besonders hohen CO2-Wert von Rinderzeugnissen.

Eine Alternative zur fleischbasierten Mischkost sei die überwiegend pflanzliche Ernährung. Besonders sinnvoll sei der Konsum von saisonalem, regionalem und biologisch angebautem Gemüse. Und wer besonders klimabewusst handeln möchte, sollte keine per Flugzeug transportierte Lebensmittel kaufen, so Abraham.

rwm