Im Konflikt um den geplanten Abriss der Kirche St. Johann Baptist hat sich Generalvikar Klaus Pfeffer am Montag mit einem offenen Brief an die Gläubigen in der Altenessener Pfarrei St. Johann Baptist gewandt. Er könne die hohe Emotionalität, die in Pfarrversammlungen, Pfarrei- und Gemeindegremien sowie in den Medien zum Ausdruck komme, verstehen, versichert Pfeffer. Er fordert aber zugleich „alle Beteiligten nachdrücklich dazu auf, respektvoll miteinander umzugehen“.
Generalvikar Klaus Pfeffer (Foto: Boris Spernol)In den vergangenen Wochen hätten die ehrenamtlichen Mitglieder von Kirchenvorstand und Pfarrgemeinderat gemeinsam mit Dompropst Thomas Zander als Pfarradministrator „sehr verantwortungsvoll geprüft, beraten und wertvolle eigene Vorschläge eingebracht“. Es stimme ihn besorgt, wenn gewählte Vertreterinnen und Vertreter wegen ihrer Haltung zum Neubauprojekt „persönlich angegriffen werden“. Bei einem Gespräch mit dem Kirchenvorstand und Pfarrgemeinderat habe er „die tiefe Betroffenheit über den heftigen und teilweise sehr verletzenden Stil der Auseinandersetzungen wahrgenommen“. Wut, Trauer und Enttäuschung seien zwar verständlich, „aber sie dürfen doch nicht dazu führen, den Anspruch eines geschwisterlichen Miteinanders aus dem Blick zu verlieren“.
„Außergewöhnliche Umstände“
Niemand habe noch vor einigen Monaten damit gerechnet, dass es dazu kommen könnte, die Pfarrkirche St. Johann Baptist aufgeben werde, das das Votum des Pfarreientwicklungsprozesses im vergangenen Jahr gerade erst den Erhalt der Kirche vorgesehen habe, schreibt Pfeffer. „Umso größer musste für viele von Ihnen die Verwunderung und das Erschrecken sein, als der Kirchenvorstand nur wenige Monate nach der Bestätigung Ihres Votums die Absicht bekundet hat, das Grundstück mit der Pfarrkirche zu verkaufen.“ Die Aufgabe einer Kirche sei „immer äußerst schmerzhaft“. Dass die „außergewöhnlichen Umstände“ in der Pfarrei nun „besonders viel Unverständnis und auch Wut auslösen“, könne er „gut nachvollziehen“.
Weder der Kirchenvorstand, noch die Verantwortlichen im Bischöflichen Generalvikariat hätten während der Zeit der Verabschiedung und der Bestätigung des Votums damit gerechnet, dass es zu dem Plan eines Neubaus des Krankenhauses auf dem Gelände des Marienhospitals und der Pfarrkirche kommen würde. Doch sei nach „intensivem Ringen“ die Einsicht gewachsen, „dass es richtig ist, den Krankenhausneubau in der geplanten Weise zu unterstützen“.
„Bundesweit beachtetes Leuchtturmprojekt“
Pfeffer zeigt sich „trotz der schwierigen Umstände“ überzeugt, dass der Neubau eines Katholischen Krankenhauses in dem Stadtteil ein großer Gewinn für den Essener Norden und für Kirche sei. Die Pläne sähen eine „hochmoderne Klinik“ vor, die mit Spitzenmedizin die Gesundheitsversorgung von mehr als 200.000 Menschen sicherstellen solle.
Pfeffer betont, dass „ganz bewusst“ damit ein katholischer Träger Verantwortung für einen notwendigen Gesundheitsstandort übernehme. „Das ist keineswegs selbstverständlich und verlangt für den Träger erhebliche Anstrengungen“, betont Pfeffer, der darauf hinweist, dass sich hierbei „um ein bundesweit beachtetes Leuchtturmprojekt“ handele, das Essen und das Ruhrgebiet von großer Bedeutung sei.
Gemeinsame Gestaltung der Kirche
Zugleich nennt er es „ein außergewöhnliches Zeichen für unser christliches Engagement im Dienst am Menschen“, das an diesem Standort schon eine über 130-jährige Tradition habe. „Katholische Krankenhäuser sind ein wichtiger Bestandteil unserer Kirche – und gerade in unserer Stadt Essen sind sie stark verwurzelt und hoch angesehen“, betont Pfeffer.
Der Generalvikar weist drauf hin, dass die Pläne für das neue Krankenhaus von Anfang an den Bau einer Kirche vorgesehen haben, die sowohl den Menschen in der Klinik als auch den Gläubigen in der Gemeinde St. Johann Baptist offen stehen soll. Diese Kirche solle ein zentraler Ort in der neuen Klinik werden, „weil dort die enge Verbindung zwischen gelebter Caritas und alltäglicher Seelsorge lebendig wird“. Sie werde von den Gremien der Pfarrei und dem Krankenhausträger gemeinsam gestaltet
Intensive Begleitung angekündigt
Krankenhäuser seien Orte, an denen Menschen sich in Grenzsituationen ihres Lebens befänden. „Die Sehnsucht nach Trost und Ermutigung, aber auch die großen Lebensfragen und nicht zuletzt die Suche nach Gott spielen hier eine bedeutende Rolle“, so Pfeffer. Es sei darum gut und berge viele Chancen und Möglichkeiten, wenn sich eine kirchliche Gemeinde eng mit einem Krankenhaus verbinden könne.
Der Generalvikar kündigten, dass das Bistum die Pfarrei St. Johann Baptist bei den anstehenden Entscheidungen in den kommenden Wochen weiterhin intensiv begleiten und unterstützen werde. Er danke ausdrücklich allen, „die sich in den zurückliegenden Wochen und Monaten in dieser schwierigen Zeit auf vielfältige Weise engagieren und dabei viele Belastungen aushalten“. Gerade angesichts dieser spannungsreichen Situation erbitte er für alle „Gottes begleitenden Segen, damit wir beieinander bleiben, die Herausforderungen der kommenden Zeit friedvoll bewältigen und einen guten Weg in die Zukunft gehen“.
rwm
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