Braunkohle: Kirche in Morschenich entweiht

In einem emotionalen letzten Gottesdienst haben rund 200 Gemeindemitglieder im rheinischen Braunkohlerevier Abschied von ihrer Kirche Sankt Lambertus in Morschenich genommen. In der Messe verlas der Leiter der Hauptabteilung Pastoral im Bistum Aachen, Pfarrer Rolf-Peter Cremer, am Samstagabend eine von Bischof Helmut Dieser unterschriebene Urkunde, wonach die Kirche in Morschenich nicht mehr in sakralem Gebrauch steht, also nicht mehr für kirchliche Zwecke genutzt werden kann.

(Foto: Karl-Heinz Meurer/Charlie1965nrw/CC BY-SA 3.0)

„Für die Gemeinde, die ihren vertrauten Ort der Gottesdienste verlassen muss, die durch die Umsiedlung ihre Heimat verloren hat, bedeutet ein solcher Abschied einen tiefgreifenden Einschnitt in ihrem Leben“, sagte Pfarrer Andreas Galbierz, Leiter der Gemeinschaft der Gemeinden Merzenich-Niederzier. Er zweifele an der Menschlichkeit und der Moral der deutschen PolitikDie Menschen rund um die Tagebaue Hambach, Inden und Garzweiler seien zum Spielball der Politik geworden. Er hoffe, dass die Kirche von Morschenich doch noch stehen bleiben könne.„Unsere kleine Kirche Sankt Lambertus kann große Politik schreiben. Sie kann ein Pilgerort sein für Menschen, die werden sagen, ziviler Ungehorsam lohnt sich in diesem Land“

Das Dorf muss dem Braunkohletagebau Hambach weichen. Bereits jetzt haben mehr als 90 Prozent der Gemeindemitglieder Morschenich verlassen. Nur zu den Gottesdiensten traf sich die Gemeinde bisher noch in Sankt Lambertus. Noch in diesem Jahr soll mit dem Bau der neuen Kapelle in Morschenich-Neu begonnen werden. Bis die Kapelle fertiggestellt ist, wird die Gemeinde nach der Entwidmung ihre Gottesdienste in der Pfarrkirche Sankt Laurentius in Merzenich feiern.

Für viele von der Umsiedlung betroffene Menschen ist die Kirche das letzte bauliche Symbol des alten Ortes. „Für die Menschen ist der Gottesdienst zur Entwidmung deshalb sehr emotional, fast wie eine Art Trauerfeier“, sagte Galbierz. Während der Messe wurde der Geschichte der Kirche und der Kirchengemeinde gedacht; auch wurde die Zukunft der Gemeinde angesprochen. Mit einer Prozession überführte Pfarrer Galbierz das Allerheiligste in die Pfarrkirche Sankt Laurentius Merzenich.

kna/rwm