Neuer Wohlfahrtspflege-Vorsitzender Hensel: Spaltung beseitigen

Mehr gesellschaftlichen Zusammenhalt fordert der neue Vorsitzende der Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege in Nordrhein-Westfalen (LAG), Frank Johannes Hensel. Es gelte, der sozialen Spaltung im Land entgegenzuwirken und Anschluss für die Abgehängten zu schaffen, erklärte der Kölner Diözesancaritasdirektor am Mittwoch in Köln.

Frank Johannes Hensel (Foto: Caritas)

„Fehlende oder schlechte Arbeitsverhältnisse, drängende Ängste durch Armut und Krankheit und eine verbreitete soziale Isolation sind Merkmale der Ausgrenzung und Einsamkeit, gegen die der einzelne Mensch allein nicht mehr ankommt“, unterstrich Hensel. Die Wohlfahrtsverbände müssten den politischen und gesellschaftlichen Fliehkräften die Stirn bieten.

Der Vorsitzende der Landesarbeitsgemeinschaft wies darauf hin, dass in NRW 16 Prozent der Menschen arm oder von Armut bedroht seien. Jedes fünfte Kind erhalte Sozialleistungen; in Gelsenkirchen liege diese Quote sogar bei 40,5 Prozent. Zudem bekämen immer mehr Rentner Leistungen der Grundsicherung. „Viele Menschen bei uns im Land stehen Monat für Monat vor einem finanziellen Überlebenskampf, ausgelöst durch prekäre Beschäftigung mit Minijobs, Befristungen, Teilzeit- oder Leiharbeit“, beklagte Hensel.

Nach seinen Worten fühlen sich Betroffene oft nutz- und wertlos, weil sie von der Politik kaum wahrgenommen und von der Gesellschaft als Verweigerer oder Versager stigmatisiert würden. Diese Entwicklung sei auch eine Gefahr für die Demokratie. „Wer das Gefühl hat, nicht teilhaben zu können an der Gesellschaft, wird sich auch von den Koalitionen etablierter Parteien wenig versprechen“, warnte Hensel. Dabei habe Armut wenig mit persönlicher Schuld oder Pech zu tun, sondern sei „in hohem Maße ein Systemfehler“.

Der Bildungsabschluss eines Kindes dürfe nicht weiter so deutlich vom Einkommen und Status der Eltern abhängen, sagte Hensel. Besonders Kommunen sollten die Zugangschancen von Kindern und Jugendlichen verbessern, indem sie öffentliche Einrichtungen wie Schwimmbäder, Theater, Vereine oder Zoos kostenlos nutzen dürfen.

In der LAG haben sich unter anderem Caritas, Diakonie, Deutsches Rotes Kreuz (DRK), Arbeiterwohlfahrt (AWO), der Paritätische sowie die jüdischen Landesverbände in NRW zusammengeschlossen. In ihren Verbänden sind über 580.000 Mitarbeiter und mehr als 570.000 Ehrenamtliche tätig.