Amtsantritt ohne Gemeindeleben: Peter Kroschewski ist neuer Pfarrer in Meinerzhagen und Kierspe

Meinerzhagen – Seinen Start als Pfarrer in einer neuen Gemeinde hatte sich Peter Kroschewski anders vorgestellt: Seit rund einem halben Jahr stand fest, dass er am 29. März in der Pfarrei St. Maria Immaculata in Meinerzhagen und Kierspe eingeführt werden sollte. Aber wegen der Corona-Krise trat er seine Pfarrstelle nun unter dem Ausschluss der Öffentlichkeit an.

Pfarrer Peter Kroschewski (Foto: Judith Lorenz)

Anstelle eines Gottesdienstes mit Grußworten und anschließendem Empfang, wurde die Messe unter Einhaltung aller Sicherheitsvorkehrungen wegen der Pandemie im Beisein von zwei Mitgliedern des Kirchenvorstandes, Ulrich Jatzkowski für den Pfarrgemeinderat sowie Pastor Gregor Myrda und dem Organisten zelebriert und über den Youtube-Kanal der Pfarrei ins Internet gestellt. Peter Kroschewski hatte die Idee, wenn es schon keine offizielle Einführung gab, während der Messe zumindest den Text der Ernennungsurkunde zu verlesen, „damit die Leute wissen, wer ich bin“.

Für ihn selbst ist die Pfarrstelle in Meinerzhagen eine Rückkehr in die alte Heimat: Der 55-Jährige stammt selbst aus Kierspe und hat als Jugendlicher einige Jahre in Meinerzhagen-Valbert gelebt. In Kierspe feierte er seine Primiz. Die vergangenen 35 Jahre hatte er seinen Lebensmittelpunkt allerdings im Ruhrgebiet, obwohl die Kontakte ins Sauerland nie abgerissen sind. Als es nach 13 Jahren als Pastor in Essen-Bergeborbeck nun an der Zeit für eine neue Stelle war, kam die Entscheidung von Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck, ihn als Pfarrer nach Meinerzhagen zu entsenden, für Kroschewski nicht überraschend – und er möchte diese Aufgabe gerne übernehmen. Auch – oder gerade –, weil es keine einfache Zeit für die Pfarrei ist.

Pfarreientwicklung ins Stocken geraten

Seit rund 15 Monaten war die Pfarrstelle in Meinerzhagen und Kierspe vakant. Kreisdechant Patrick Schnell hatte in dieser Zeit die Leitung der Pfarrei inne. Aber mit dem Weggang von Pfarrer Thorsten Rehberg Ende November 2018 ist auch der Pfarreientwicklungsprozess ins Stocken geraten. Zumindest was den Standort Meinerzhagen angeht, muss auch noch einmal neu über Gebäude nachgedacht werden. Das Votum der Pfarrei sah vor, St. Martin, als Standort aufzugeben und an der Stelle von St. Marien wegen eines erheblichen Sanierungsbedarfs der Gebäude einen Neubau zu errichten. Inzwischen wurde die Kirche allerdings unter Denkmalschutz gestellt.

Auch wenn er sich schon seit einigen Monaten auf sein neues Amt vorbereitet und in engem Kontakt mit haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern steht, hätte Kroschewski, der bis zum 28. März noch Pastor in Essen war, direkt nach seinem Amtsantritt begonnen, sich in alle Gremien und Gruppen der Pfarrei vorzustellen – und Stimmen einzuholen, wie sich die Menschen in Meinerzhagen und Kierspe die Zukunft ihrer Pfarrei vorstellen. Auch seinen ersten Tag im neuen Amt hätte er gern genutzt, um Menschen der Gemeinde zwanglos kennenzulernen. Alles das muss nun warten.

Die Kommunikation beschränkt sich auf Telefon und Internet sowie Dienstbesprechungen im kleinen Kreis. Auf der Internetseite der Pfarrei wendet sich der neue Pfarrer mit aktuellen Informationen an alle Nutzer. Zudem sollen in den nächsten Wochen immer wieder auch Inhalte über den youtube-Kanal geteilt werden. Besonders bitter sei es, dass zu Ostern keine Gottesdienste gefeiert werden können, sagt er. In der Pfarrei St. Maria Immaculata soll vor den Feiertagen ein Heft an alle Gemeindemitglieder verteilt werden, mit Ostern als Thema. Auch darin möchte sich Kroschewski den Gemeindemitgliedern vorstellen. Denn gerade von den Älteren verfügten längst nicht alle über einen Internetzugang, betont Kroschewski.

Zumindest hofft er seinen Umzug nach Meinerzhagen bis Ende April über die Bühne bringen zu können. Derzeit werde die Wohnung noch renoviert, sagt er – soweit das unter den aktuellen Bedingungen möglich sei. Deshalb möchte er sich auch da auf keinen Zeitpunkt festlegen. Aber sobald das Gemeindeleben wieder Fahrt aufnehmen kann, möchte Kroschewski anstelle der Einführung einen Kennenlerngottesdienst mit anschließender Gelegenheit zu Begegnung feiern. Denn Gemeinde bedeute vor allem auch Gemeinschaft – und dass die in diesen Zeiten nicht stattfinden kann, ist nicht nur für den neuen Pfarrer in Meinerzhagen und Kierspe eine ganz schwierige Situation.

Bettina Görlitzer