Hagia Sophia auf dem Weg zur Moschee – Sorge über Entwicklung

Die katholische Deutsche Bischofskonferenz sieht die jüngsten Entwicklungen um die Hagia Sophia in Istanbul mit Sorge. „Mit dem Beschluss des Obersten Verwaltungsgerichts der Türkei zum Status der Hagia Sophia und der Ankündigung von Präsident Erdogan, das Gebäude für muslimische Gebete öffnen zu wollen, scheint sich die Türkei auf den Weg einer Rückverwandlung eines ihrer großen Symbole von einem Museum in eine Moschee begeben zu haben“, sagte der Sprecher der Bischofskonferenz, Matthias Kopp, am Freitagabend der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Bonn.

Die Hagia Sophia in Istanbul

Die Hagia Sophia in Istanbul (Foto: Falco/pixabay)

Die Hagia Sophia blicke auf eine große und wechselvolle Geschichte zurück, so Kopp weiter. „Sie war viele Jahrhunderte lang die Hauptkirche des Oströmischen Reiches, bevor sie nach der islamischen Eroberung zu einer zentralen Moschee wurde. Bis heute hat sie eine große Bedeutung für Muslime und Christen, vor allem für die Orthodoxe Kirche.“

Gefahr, dass Hagia Sophia wieder als Symbol religiösen „Raumgewinns“ gedeutet werden könnte

Die 1934 erfolgte Umwidmung in ein Museum habe zu einer „bis heute tragfähigen Befriedung“ geführt: Gläubige der beiden großen Religionen, aber auch säkular gestimmte Türken konnten sich nach den Worten des Sprechers „in je eigener Weise auf dieses großartige Gebäude beziehen und sich mit ihm identifizieren“.

Weiter sagte Kopp: „Der Beschluss des Gerichts und die aktuelle Verlautbarung des türkischen Präsidenten bergen demgegenüber die Gefahr in sich, dass die Hagia Sophia künftig wieder als Symbol religiösen ‚Raumgewinns‘ gedeutet werden könnte. Wir werben deshalb für eine politische Entscheidung, die die Einheit des Landes und das Gefühl der Zusammengehörigkeit von Muslimen und Christen stärkt, statt Bitterkeit zu schüren und Fliehkräfte zu begünstigen.“

Religionsbeauftragter kritisiert Entwicklungen um Hagia Sophia

Der Religionsbeauftragte der Bundesregierung, Markus Grübel (CDU) sieht die offenbar bevorstehende Umwandlung der Hagia Sophia von einem Museum in eine Moschee kritisch. „Ich bedaure sehr, dass die Hagia Sophia nun ausschließlich einer Religion zum Gebet zur Verfügung gestellt wird“, sagte Grübel am Freitag der Katholischen Nachrichten-Agntur (KNA) in Berlin. „Das Gebäude hat eine tiefgreifende historische Bedeutung sowohl für das Christentum als auch für den Islam. Bei einer Statusänderung sollte es als Ort der Begegnung und des Austausches zwischen beiden Religionen dienen.“

Zuvor war bekanntgeworden, dass das Oberste Verwaltungsgericht in der Türkei den Status des berühmten Bauwerks als Museum annulliert hatte. Damit könnten rein rechtlich in der Hagia Sophia wieder religiöse Zeremonien stattfinden. Medienberichten zufolge unterzeichnete Präsident Recep Tayyip Erdogan bereits ein Dekret zur Nutzung der Hagia Sophia als Moschee.

kna