Rom – Der Vatikan hat offenbar für spekulative Investments in London auch Spenden verwendet, die für soziale Zwecke gedacht waren. Das geht aus Ermittlungsakten der vatikanischen Staatsanwaltschaft hervor, aus denen die italienische Zeitung „Corriere della Sera“ (Donnerstag) zitiert. Demnach flossen in den Erwerb einer Londoner Geschäftsimmobilie Gelder aus dem sogenannten Peterspfennig. Diese unterlagen laut den Akten einer Zweckbindung für „religiöse und wohltätige Zwecke“.
Gegenstand der gerichtlichen Untersuchung ist eine Affäre um Investitionen des vatikanischen Staatssekretariats in einen Bürokomplex in der Londoner Sloane Avenue 60. Die Summe der Aufwendungen bewegt sich laut Medienrecherchen in der Größenordnung von 500 Millionen Euro. Allein an Beratungshonoraren zahlte der Vatikan unterschiedlichen Berichten zufolge mehrere Hunderttausend Euro.
Ermittlungen gegen 15 Personen
Die vatikanische Staatsanwaltschaft ermittelt laut „Corriere“ gegen 15 Personen wegen Veruntreuung, Amtsmissbrauch und Korruption. Wie die Zeitung weiter berichtet, hatte die Vatikanpolizei den zentralen italienischen Geschäftspartner, der die Geldanlage über ein Gefüge von Fondsgesellschaften vermittelte, schon 2013 und mithin ein Jahr vor den Investitionen als nicht vertrauenswürdig eingestuft.
Papst Franziskus selbst hatte die vorübergehende Verwendung von Spenden für Geldanlagen im November 2019 vor Journalisten als Mittel zum Werterhalt gerechtfertigt. Über die Höhe der Einnahmen aus dem Peterspfennig und deren Verwendung gibt der Vatikan keine Auskunft. Die nächste Kollekte findet weltweit am kommenden Sonntag in katholischen Kirchen statt.