München – Die im Lockdown eingeführten neuen Formate der Kontaktaufnahme und gottesdienstlichen Gemeinschaft haben der evangelischen Kirche mehr Leute zugeführt. Darauf hat der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, in einem Interview mit dem in München erscheinenden „vbw-Unternehmermagazin“ hingewiesen. Allein an Ostern habe sie rund zehn Millionen Menschen mit ihren Gottesdiensten, vor allem im Fernsehen und Radio, aber auch mit ihren digitalen Formaten erreicht – „mehr als je zuvor in den vergangenen Jahren“. Diese Erfahrungen gelte es auszuwerten und das Beste zu behalten.
„Wie die Kirchen mit der Corona-Krise umgegangen sind, was gut gelaufen ist und was besser hätte laufen können, wird man erst im Rückblick abschließend beurteilen können“, ergänzte Bedford-Strohm. Ob sich die Präsenz der Kirche in dieser Phase auf die Mitgliederzahlen auswirke, lasse sich noch nicht abschließend sagen. Das Mitgliedschaftsverhalten habe neben den konkreten Erfahrungen, die Menschen in ihren Kirchengemeinden machten, auch mit gesellschaftlichen Megatrends zu tun.
Menschen sind aus Freiheit Mitglied in der Kirche
Dass heute weniger Eltern ihren Kindern vor dem Einschlafen aus der Kinderbibel vorläsen oder mit ihnen beteten, könne auch mit den besten Materialien nur begrenzt geändert werden, so der EKD-Ratsvorsitzende. „Heute sind die Menschen nicht mehr aus Konvention, sondern aus Freiheit Mitglied der Kirchen.“ Deshalb sei es Aufgabe der Kirche, deutlich zu machen, warum auch in einer pluralistischen Gesellschaft mit vielen Angeboten gerade der christliche Glaube eine „wunderbare Grundlage für ein erfülltes Leben“ sei. „Dabei geben wir uns große Mühe“, versicherte Bedford-Strohm. Ob es gelinge, liege letztlich in Gottes Hand.