Kritik von Missbrauchsopfern am Erzbistum Köln

Der Umgang des Erzbistums Köln mit einer Missbrauchsstudie ist im Betroffenenbeirat auf Kritik gestoßen. Winfried Ponsens begründete in der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Mittwoch) seinen Austritt aus dem Gremium damit, dass die Erzdiözese ohne Wissen des Gremiums eine Expertise über die Studie in Auftrag gegeben habe. „Vom Gegengutachten wussten wir gar nichts.“

Kölner Dom (Symbolfoto: pixabay)

Das Erzbistum hatte am Freitag erklärt, das von ihm Ende 2018 beauftragte Gutachten einer Münchener Anwaltskanzlei aufgrund von Mängeln nicht veröffentlichen zu wollen. Dies hätten der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki und Generalvikar Markus Hofmann tags zuvor mit dem Betroffenenbeirat einvernehmlich entschieden. Grundlage ist eine bei dem Treffen vorgestellte Expertise des Frankfurter Strafrechtlers Matthias Jahn und des Erlanger Kriminologen Franz Streng, wonach die Münchner Studie über mögliches Fehlverhalten von ehemaligen oder aktiven Bistumsverantwortlichen mit Missbrauchsfällen nicht rechtssicher sei und Klagen nach sich ziehen könnte.

Jedes Vertrauen verloren

„In meinen Augen ist dieses Vorgehen unmöglich“, so Ponsens. „Offenbar wollte man das Gutachten nicht veröffentlichen, weil sich in der Zwischenzeit hohe Würdenträger dagegen ausgesprochen haben.“ Die Argumente von Jahn und Streng halte er „für sehr dünn“. Er habe „jedes Vertrauen verloren“, dass mit dem Ende 2018 als Mitsprachegremium gegründeten Betroffenenbeirat „wirklich etwas zu bewegen ist“.

Auch der Sprecher des Rates, Patrick Bauer, plädiert für eine sofortige Veröffentlichung der kritisierten Münchner Studie. Er sei bei der Sitzung des Gremiums von den Beratungen über den Weitergang der Studie überrascht worden, sagte er dem Internetportal katholisch.de. Im Nachgang sei ihm klar geworden, dass die Dinge „nicht gut gelaufen sind“. Dies sei aber seine persönliche Einschätzung, die mit dem Beirat noch nicht abgestimmt sei.

kna