Köln – Nach der vom Erzbistum Köln abgesagten Veröffentlichung eines Missbrauchsgutachtens drängt die Vertretung der katholischen Laien auf eine umgehende und transparente Aufklärung der Fälle sexualisierter Gewalt. Der Diözesanrat forderte die Bistumsleitung am Freitag auf, „endlich die Wahrheit auf den Tisch zu legen und den Weg freizumachen für Gerechtigkeit und einen Neuanfang“. Aufgrund der Ereignisse der vergangenen Jahre, Wochen und Tage bestünden Zweifel, ob der Bistumsleitung eine Aufklärung aus eigener Kraft gelinge. Täter und Vertuscher seien endlich klar zu benennen und Konsequenzen zu ziehen.
Das Erzbistum hatte Ende Oktober überraschend mitgeteilt, dass ein Ende 2018 in Auftrag gegebenes Gutachten bei der Münchner Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW) wegen methodischer Mängel nicht veröffentlicht wird. Der Kölner Strafrechtsexperte Björn Gercke werde bis 18. März eine neue Untersuchung zum Thema vorlegen. Am Donnerstag veröffentlichte WSW ein für das Bistum Aachen erstelltes Gutachten.
Diözesanrat: Besondere Sorge gilt den Betroffenen und dem Betroffenenbeirat
„Unsere besondere Sorge gilt den Betroffenen und dem Betroffenenbeirat“, erklärte der Kölner Diözesanrat. Das Gremium könnte sich in der aktuellen Situation aufreiben. Den Mitgliedern gehe es weniger um juristische Standpunkte als vielmehr um die klare Benennung von Tätern und Vertuschern. „Die juristische Ebene ersetzt nicht die moralisch-ethische Verantwortung“, so der Diözesanrat.
Unterdessen verlangte der Sprecher der bundesweiten Betroffenen-Initiative „Eckiger Tisch“, Matthias Katsch, eine unabhängige Aufarbeitungskommission, die die Betroffenen in den Mittelpunkt stelle. Eine von der Kirche in Auftrag gegebene Untersuchung sei gerechtfertigt, müsse aber automatisch das Interesse der Auftraggeber wahren. Eine solche Untersuchung könne nur ein Element in der unabhängigen Aufarbeitung sein, sagte Katsch der „Kölnischen Rundschau“ (Freitag).