Paris/Washington – Der Bischof von Valence in Südfrankreich, Pierre-Yves Michel, spricht sich gegen Kundgebungen zur Wiederaufnahme von öffentlichen Gottesdiensten aus. „Das gibt nicht das richtige Signal aus unserer Kirche“, sagte er im Interview der Zeitung „La Croix“ (Samstag). Kirche solle dienen und nicht den Weg der Konfrontation einschlagen. „Ich würde vorziehen, wenn Katholiken zeigen, dass sie in diesen schwierigen Zeiten ihren Teil des Leidens tragen und dieses Gefühl der Ungerechtigkeit überwinden.“
„Teile Traurigkeit und Enttäuschung, aber unterstütze Initiative nicht“
In Valence und in 15 anderen Diözese in Frankreich wollen sich Katholiken an diesem Wochenende auf dem Vorplatz von Kirchen versammeln, um eine Wiederaufnahme von öffentlichen Gottesdiensten im Corona-Lockdown zu fordern. „Ich konnte mit den Organisatoren einer Kundgebung in meiner Diözese sprechen“, so Bischof Michel; „ich teile ihre Traurigkeit und Enttäuschung, aber ich unterstütze ihre Initiative nicht.“
Die epidemiologische Situation sei ernst, und daher gelte es, diese vorübergehende Einschränkung unserer Religionsfreiheit zu akzeptieren. Der Bischof unterstrich zudem, dass der Zugang zu den Sakramenten nicht so eingeschränkt sei wie während des ersten Lockdowns.
Bistum Brooklyn ruft wegen Kirchenschließungen Höchstgericht an
Unterdessenhat die US-Diözese Brooklyn hat sich an den Supreme Court gewandt, um eine Ausnahmeregelung für die Corona-Beschränkungen bei Gottesdiensten im Bundesstaat New York zu erwirken. Zur Begründung heißt es, dass die Teilnahme am Gottesdienst auf nur zehn Personen beschränkt sei, während einige Geschäfte ohne Kapazitätsbeschränkungen geöffnet bleiben dürfen. Das Bistum hält das für einen Verstoß gegen die von der Verfassung garantierten Religionsfreiheit.
Im Oktober hatte der New Yorker Gouverneur Andrew Cuomo eine Durchführungsverordnung erlassen, die Kirchen in sogenannten „roten Zonen“ die Öffnung nur für maximal 25 Prozent der Kapazität oder 10 Personen erlaubt. Die Diözese Brooklyn klagte wegen der Beschränkungen und gab an, sie habe Sicherheitsmaßnahmen in Kirchen eingerichtet, die genauestens befolgt würden. Sowohl ein Bundesbezirksgericht als auch ein Berufungsgericht urteilten gegen die Diözese, die nun beim Obersten Gericht der USA Berufung eingelegt hat.
Diözese möchte künftige Verletzungen der Religionsfreiheit zu verhindern
„Die Regierung hat das Recht und die Pflicht, die Gesundheit der Bürger zu schützen; aber diese Pflicht kann nicht so weit gefasst sein, dass das Recht auf freie Glaubensausübung ausgelöscht wird“, erklärte Bischof Nicholas DiMarzio. Die Diözese müsse vor Gericht kämpfen, um mögliche künftige Verletzungen der Religionsfreiheit zu verhindern.