Mehrere katholische Verbände haben die kirchliche Aufarbeitung des Missbrauchsskandals kritisiert.
Bonn – Mehrere katholische Verbände haben die kirchliche Aufarbeitung des Missbrauchsskandals kritisiert. Die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) erneuerte am Montag ihre Forderung, dass Schuldige benannt werden müssten und mit veränderten Strukturen dafür gesorgt werden müsse, dass Missbrauch in Zukunft verhindert werde.
kfd kritisiert klerikales streng hierarchisches System
Das in der vergangenen Woche in Aachen vorgestellte Gutachten zum Missbrauch im Erzbistum zeige deutlich, dass Missbrauch und dessen Vertuschung sich durch die Strukturen der katholischen Kirche zögen, erklärte Bundesvorsitzende Mechthild Heil. Es könne nicht sein, dass ein Altbischof und Seelsorger um Verständnis dafür werbe, dass Opfergespräche schwierig gewesen seien.
„Mit solchen Aussagen will man die öffentliche Wahrnehmung umkehren und die Taten verharmlosen. Missbrauch darf nicht weiter als ‚Verfehlung‘ Einzelner abgetan werden, sondern als das benannt werden, was es ist: Straftaten, die mitsamt ihrer Vertuschung nur möglich waren, weil das System katholische Kirche ist, wie es ist: ein klerikales streng hierarchisches System, in welchem die Machterhaltung über dem Leid der Opfer steht“, sagte Heil.
Kritik an Aufklärung im Erzbistum Köln
Die Bundesverbände der Pastoral- und Gemeindereferentinnen und -referenten forderten eine ehrliche und schonungslose Aufklärung aller Missbrauchsfälle im Bereich der katholischen Kirche. Aktuell sei hier vor allem das Erzbistum Köln mit Kardinal Rainer Maria Woelki an der Spitze gefordert, heißt es in einer gemeinsamen Stellungnahme der beiden Verbände.
„Wenn durch die Ereignisse der letzten Wochen im Erzbistum Köln in der Öffentlichkeit der Eindruck entsteht, dass Erkenntnisse unter Verschluss gehalten oder gar Betroffene benutzt werden, so schadet das fundamental dem Aufklärungsinteresse und der Glaubwürdigkeit des Synodalen Wegs“, heißt es in dem Brief, der an das Präsidium des Reformprojekts in der katholischen Kirche in Deutschland adressiert ist.
KjG forderte ein einheitliches Vorgehen der Bistümer
Der Synodale Weg habe „nur dann einen Sinn, wenn auch die Bemühungen der Bistümer, der Orden und der ganzen Kirche in Deutschland nach ehrlicher und schonungsloser Aufklärung aller Missbrauchsfälle erfolgreich und glaubwürdig verlaufen“.
Auch die Katholische junge Gemeinde (KjG) forderte ein einheitliches Vorgehen der Bistümer bei der Aufarbeitung. „Gerade die letzten Wochen und Monate bestätigen, dass die katholische Kirche und in ihr vor allen Dingen Bistumsverantwortliche sehr ungleichzeitig dazu gelernt haben“, erklärte die KjG. „Es macht uns wütend und beschämt uns, dass die gemeinsam vereinbarten Leitlinien nicht gleichermaßen eingehalten werden.“
Studie zurückgezogen
Das Erzbistum Köln hatte Ende Oktober überraschend mitgeteilt, es habe einen Strafrechtsexperten mit einer neuen Untersuchung zum Thema Missbrauch beauftragt. Zugleich wurde darüber informiert, dass das Gutachten der Münchner Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW) wegen methodischer Mängel nicht veröffentlicht wird. Das Bistum Aachen hatte hingegen ein Gutachten der Kanzlei in der vergangenen Woche veröffentlicht