Die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Arbeitsmarkt sind laut einem aktuellen Inklusions-Barometer für Menschen mit Behinderung besonders gravierend.
Bonn – Die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Arbeitsmarkt sind laut einem aktuellen Inklusions-Barometer für Menschen mit Behinderung besonders gravierend. Im Oktober dieses Jahres lag die Anzahl der arbeitslosen Menschen mit Schwerbehinderung in Deutschland um rund 13 Prozent höher als im Vorjahresmonat, wie die Aktion Mensch am Dienstag in Bonn berichtete. In Nordrhein-Westfalen gibt es demnach eine Erhöhung um 11,2 Prozent. Diese Zahl liege zwar unter dem bundesweiten Durchschnitt. Dennoch seien in NRW 52.542 Menschen mit Behinderung ohne Arbeit. Das Inklusionsbarometer Arbeit ist eine Kooperation der Aktion Mensch mit dem Handelsblatt Research Institute.
Zahl arbeitsloser Menschen mit Schwerbehinderung erhöht
Mit deutschlandweit 173.709 Betroffenen wurde laut Studie ein Höchstwert seit 2016 erreicht. Die Ergebnisse markierten eine deutliche Trendwende, denn seit 2013 habe sich die Arbeitsmarktsituation von Menschen mit Behinderung fast stetig verbessert. „Doch die rasant negative Entwicklung in diesem Jahr macht in kürzester Zeit die Erfolge der letzten vier Jahre zunichte“, sagte der Präsident des Handelsblatt Research Institutes, Bert Rürup. Allein von März bis April habe sich die Zahl arbeitsloser Menschen mit Schwerbehinderung um mehr als 10.000 erhöht.
Zwar steigt laut Aktion Mensch die Zahl der Arbeitslosen mit Behinderung langsamer an als die allgemeine Arbeitslosenquote, jedoch dürften die negativen Folgen der Corona-Pandemie für Arbeitslose mit Schwerbehinderung deutlich länger andauern. „Haben Menschen mit Behinderung ihren Arbeitsplatz erst einmal verloren, finden sie sehr viel schwerer in den ersten Arbeitsmarkt zurück als Menschen ohne Behinderung“, erklärte die Sprecherin der Aktion Mensch, Christina Marx. Im Durchschnitt suchten arbeitslose Menschen mit Behinderung im vergangenen Jahr 100 Tage länger nach einer neuen Stelle als Menschen ohne Behinderung.
Inklusions-Barometer: Alle Bundesländer betroffen
Der Leiter des Inklusions-Amtes beim Landschaftsverband Rheinland (LVR), Christoph Beyer, befürchtet ebenfalls Auswirkungen der Corona-Krise auf die Chancen behinderter Arbeitnehmer. Vor zehn Jahren sei die UN-Behindertenrechtskonfention in Kraft getreten, erklärte er. Seitdem habe es zwar Fortschritte gegeben. „Aber diese positive Entwicklung ging einher mit einem prosperierenden Arbeitsmarkt“, so Beyer. Fraglich sei, „ob die Herausforderung der Inklusion auch in einer wirtschaftlichen Krise weiter gestemmt wird.“ Unter anderem berät und begleitet der LVR Unternehmen zum Thema Inklusion am Arbeitsplatz.
Von der negativen Arbeitsmarktentwicklung sind laut Inklusions-Barometer durchweg alle Bundesländer betroffen. Den höchsten Anstieg an arbeitslosen Menschen mit Behinderung verzeichnen Bayern mit 19,1 Prozent und Hamburg mit 18,9 Prozent. Regionen wie Hamburg, die stark vom Tourismus geprägt seien, erlebten in der aktuellen Krise einen großen Verlust von Arbeitsplätzen, der auch viele Menschen mit Behinderung treffe, hieß es. In Sachsen-Anhalt stieg die Zahl laut Studie mit 6,6 Prozent am wenigsten.