Der frühere Sprecher des Betroffenenbeirats im Erzbistum Köln, Patrick Bauer, kritisiert erneut die Missbrauchsaufarbeitung im Erzbistum Köln.
Bonn – Der frühere Sprecher des Betroffenenbeirats im Erzbistum Köln, Patrick Bauer, kritisiert erneut die Missbrauchsaufarbeitung im Erzbistum Köln. Er bekundete im Bonner „General-Anzeiger“ (Donnerstag) die Befürchtung, dass das neu in Auftrag gegebene Gutachten über mögliches Fehlverhalten der Bistumsspitze die Verantwortlichkeiten im System nicht so deutlich benennen werde wie eine nicht veröffentlichte Untersuchung der Münchner Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW). Dass der Betroffenenbeirat und Journalisten diese lesen können, wenn im März die neue Expertise erscheine, sei ein „positiver Schritt“.
Erzbistum Köln spricht von „methodischen Mängeln“
Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki und sein Generalvikar Markus Hofmann hatten die Veröffentlichung des WSW-Gutachtens abgesagt und dies mit „methodischen Mängeln“ begründet. Befürchtet werden unter anderem Rechtsstreitigkeiten mit ehemaligen oder aktiven Entscheidungsträgern, deren Namen genannt werden sollen. Der Kölner Strafrechtler Björn Gercke soll bis 18. März eine neue Untersuchung vorlegen. Sein Papier werde für das Erzbistum ungemütlich werden, kündigte Gercke an.
Bauer bezeichnete es als unverständlich, dass das WSW-Gutachten nicht gleich veröffentlicht wird. Denn die Münchener Kanzlei werde von allen als renommiert gelobt. Dass das Bistum Aachen ein gleichartiges Gutachten der Sozietät veröffentlicht habe, „führt die Kölner Handlungsweise ad absurdum“. Hinter vorgehaltener Hand werde gesagt, Aachen brauche auch nicht zu fürchten, dass heute noch handelnde Personen im Gutachten auftauchten.
Bauer: „Wir wurden unvorbereitet mit Entscheidungen konfrontiert und vorgeführt“
Der Betroffenbeirat hatte zunächst geschlossen dafür gestimmt, dass das WSW-Papier nicht publiziert wird. Bauer und der zweite Sprecher Karl Haucke verließen das Gremium, weil sie in der entscheidenden Sitzung von Juristen „völlig überrannt“ worden seien. „Wir wurden unvorbereitet mit Entscheidungen konfrontiert und vorgeführt“, sagte Bauer dem „General-Anzeiger“. In dem Gremium „müssten unbedingt vom Bistum unabhängige Personen dabei sein: ein Psychologe, ein Jurist und ein Moderator. Und es müsste echte Transparenz und Dialog auf Augenhöhe geben.“