Die Zustände in den griechischen Flüchtlingslagern haben sich nach Einschätzung von Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) weiter verschlechtert.
Passau – Die Zustände in den griechischen Flüchtlingslagern haben sich nach Einschätzung von Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) weiter verschlechtert. Zwar sei das schlimmste Flüchtlingslager Moria auf Lesbos im September 2020 abgebrannt. Und „alle gingen davon aus, dass die schrecklichen Zustände nach dem Brand verbessert werden, aber die Wirklichkeit sieht leider anders aus“, sagte Müller der „Passauer Neuen Presse“ (Samstag).
„Das neue Lager Kara Tepe ist offensichtlich nicht besser – im Gegenteil: Ärzte ohne Grenzen musste jetzt eine Tetanus-Impfaktion starten, weil Babys in nassen Zelten von Ratten gebissen werden“, erklärte Müller weiter. „Das sind entsetzliche Zustände – mitten in Europa.“ Zugleich warnte der Minister davor, dass den Flüchtlingen die härtesten Winterwochen noch bevorstünden.
Müller fordert mehr Engagement in den Herkunftsländern der Flüchtlinge
Der CSU-Politiker forderte mehr Engagement in den Herkunftsländern der Flüchtlinge. „Wir lösen die Flüchtlingsprobleme nicht in den Lagern oder bei uns in Deutschland, sondern nur vor Ort in den Entwicklungsländern.“ Einerseits sei es richtig, die EU-Außengrenzen besser zu schützen, aber auch die zweite Säule müsse verstärkt werden, nämlich Investitionen in den Herkunftsländern. „Europa muss an den Ursachen ansetzen.“
Nur wenn sich ihre Perspektiven in der Heimat verbesserten, würden Flüchtlinge den gefährlichen Weg nach Europa nicht mehr auf sich nehmen. „Ich halte es daher geradezu für fatal, dass die EU-Mittel für Afrika die nächsten sieben Jahre gekürzt werden“, kritisierte der Minister. Humanitäres Engagement sei in Corona-Zeiten wichtiger denn je.