Mit Laschet setzt CDU auf Kontinuität

Den neuen CDU-Vorsitzenden Armin Laschet erwarten große Herausforderungen: Er muss die Partei einen, sie in das Superwahljahr führen und Konzepte für die Zeit nach Corona entwickeln. Und eine entscheidende Personalie steht auch noch an.
Berlin – In einem kurzen Augenblick des Innehaltens nach dem Wahlsieg schien Armin Laschet die Erleichterung über den Sieg und zugleich die Last der neuen Verantwortung ins Gesicht geschrieben. Mit 521 Stimmen konnte er sich in der Online-Stichwahl gegen Friedrich Merz durchsetzen, der 466 Stimmen erhielt. Im ersten Wahlgang war der dritte Mitbewerber, Norbert Röttgen, ausgeschieden.

Armin Laschet (Foto: Land NRW / R. Sondermann)

In einem kurzen Augenblick des Innehaltens nach dem Wahlsieg schien Armin Laschet die Erleichterung über den Sieg und zugleich die Last der neuen Verantwortung ins Gesicht geschrieben. Mit 521 Stimmen konnte er sich in der Online-Stichwahl gegen Friedrich Merz durchsetzen, der 466 Stimmen erhielt. Im ersten Wahlgang war der dritte Mitbewerber, Norbert Röttgen, ausgeschieden.

Wahl von Laschet ist eine Richtungsentscheidung

Es war eine Richtungsentscheidung auf dem ersten digitalen CDU-Parteitag, den die meisten der 1.001 Delegierten vor den heimischen Bildschirmen verfolgten. Obgleich weder Applaus noch Zwischenrufe möglich waren, gab es doch einige spannungsreiche, ja emotionale Momente.

Damit punktete auch Laschet: Die Bergmannsmarke seines Vaters in den Händen erinnerte er an die Bedeutung des Vertrauens unter Bergleuten ebenso wie in der Politik und der Gesellschaft – und brachte damit seine Nähe zu den Sorgen der Menschen zum Ausdruck. „Die CDU braucht keinen CEO, sondern einen Mannschaftskapitän“, stichelte er gegen Merz. Der wiederum machte aus seinem persönlichen Führungsanspruch keinen Hehl und wirkte in manchen Passagen wie der Leiter der Deutschland-AG.

Laschet verspricht Kontinuität im Sinne einer Volkspartei der Mitte

Der hohe Stimmenanteil des sichtlich enttäuschten Merz steht dennoch für die Forderung nach einem Neuanfang nach 16 Jahren der Regierung Angela Merkels. Merz umschmeichelte den konservativen Flügel und forderte mehr Unterscheidbarkeit ein, wo nötig auch politischen Streit. Er erteilte zwar jeder Form der Zusammenarbeit mit der AfD eine klare Absage, sprach sich aber zugleich für eine Einbeziehung der „Werteunion“ aus, die sich in Einzelpunkten nicht so klar von einem solchen Bündnis distanziert.

Laschet versprach Kontinuität im Sinne einer Volkspartei der Mitte, die auf Integration statt Polarisierung setzt. Nun muss er als erstes die Partei zusammenführen. Die Unterstützer Röttgens einzubinden, wird einfacher sein. Mit seiner Forderung nach Modernisierung – sprich Digitalisierung, Verjüngung und mehr Frauen in Verantwortung – erzielte der Außenpolitiker einen Achtungserfolg. Röttgen gratulierte dem Sieger nicht nur, er versicherte ihm auch seine volle Unterstützung für die kommenden Herausforderungen.

Frage nach Kanzlerkandidaten

Worin diese bestehen, skizzierte Kanzlerin Merkel am Freitagabend in einem Grußwort: von der Bewältigung der Cronona-Pandemie über die Digitalisierung bis zum demografischen Wandel. Bemerkenswert war dabei, dass sie sich nicht bei der scheidenden Parteichefin Annegret Kramp-Karrenbauer bedankte. Andere CDU-Spitzenpolitiker hoben hingegen deren Verdienste bei der Überwindung der Spaltung zwischen CDU und CSU hervor.

Nun wird sich die Union auf einen Kanzlerkandidaten einigen müssen. Eher unelegant brachte Jens Spahn seine Ambitionen zur Geltung. Er ließ sich als Frager zuschalten, hielt dann aber ein Plädoyer für sein Team mit Laschet. Spahn war 2018 ebenso wie Merz beim Kampf um die Parteispitze an Kramp-Karrenbauer gescheitert und hatte Anfang des Jahres wegen schlechter Umfragewerte auf eine erneute Kandidatur verzichtet. Ebenso gilt CSU-Chef Markus Söder weiter als möglicher Kandidat. Er wandte sich aus München in einer Grußadresse an die Delegierten.

Laschet ist christlich geprägt

Die Berufung auf das „C“ spielte in den Bewerbungsreden des Parteitags eine untergeordnete Rolle. Wohl auch weil alle drei Kandidaten sich ohnehin als bekennende Katholiken auf das christliche Menschenbild als Grundlage ihrer Politik berufen. Biografisch ist Laschet am stärksten kirchlich geprägt. Vor seiner politischen Laufbahn war er Chefredakteur der Kirchenzeitung für das Bistum Aachen. Noch kurz vor dem Parteitag holte er sich bei einer Privataudienz in Rom den Segen von Papst Franziskus.

Sein Amtsverständnis dürfte am ehesten mit dem übereinstimmen, was der Berliner Erzbischof Heiner Koch den Delegierten des 33. Parteitags zum Auftakt auf den Weg gab: „Gerade wenn ich Führungsverantwortung wahrnehme, muss ich um diese meine Begrenztheit und um meine Angewiesenheit auf die Andere und den Anderen wissen und sie beherzigen.“ Der neue CDU-Vorsitzende räumte ein: „Ich bin nicht der Mann der perfekten Inszenierung, sondern Armin Laschet“.

Von Christoph Scholz (KNA)