Brasilien Bolsonaro-Rivale startet Corona-Impfungen

Nur Minuten, nachdem die zuständige Behörde Anvisa die Notfallzulassung für den chinesischen Impfstoff Coronavac erteilte, startete Sao Paulos Gouverneur Joao Doria, die Impfkampagne. Die Zentralregierung von Präsident Jair Messias Bolsonaro verurteilte den Impfstart in Sao Paulo als „Marketing-Putsch“.

Eine dunkelhäutige Krankenschwester eines Krankenhauses der Metropole Sao Paulo am Sonntagnachmittag (Ortszeit) die erste Corona-Impfung Brasiliens erhalten. Nur Minuten, nachdem die zuständige Behörde Anvisa die Notfallzulassung für den chinesischen Impfstoff Coronavac erteilte, startete Sao Paulos Gouverneur Joao Doria, die Impfkampagne. Die Zentralregierung von Präsident Jair Messias Bolsonaro verurteilte den Impfstart in Sao Paulo als „Marketing-Putsch“.

Sao Paulos Regierung hatte ein eigenes Abkommen mit dem chinesischen Unternehmen Sinovac über die Herstellung von Coronavac abgeschlossen. Bolsonaro, der sich mehrfach gegen die chinesische Impfung ausgesprochen hatte, setzte derweil auf eine Zusammenarbeit mit dem Hersteller Astrazeneca/Oxford. Anvisa hatte neben Coronavac auch dem Impfstoff aus Oxford eine Notfallzulassung erteilt. Allerdings scheiterte am Freitag der Versuch der Zentralregierung, zwei Millionen Dosen des Impfstoffs aus Indien zu importieren. Eine Zeremonie mit Bolsonaro musste abgesagt werden.

Militär soll Impfdosen abholen

Nun verlangt die Zentralregierung die Herausgabe der rund sechs Millionen chinesischen Impfdosen, die in Sao Paulo lagern. Jede einzelne Dose stehe „exklusiv“ dem staatlichen Impfsystem zu, das der Zentralregierung unterstellt ist, betonte ein sichtlich verärgerter Gesundheitsminister Eduardo Pazuello am Sonntagnachmittag. Am Montagmorgen werde das Militär die Impfdosen in Sao Paulo abholen und sie landesweit verteilen lassen. Am Mittwochmorgen soll dann landesweit gleichzeitig mit den Massenimpfungen gestartet werden.

Sao Paulos Gouverneur Joao Doria kündigte an, ein Fünftel der Impfdosen in Sao Paulo zu behalten und sie sofort an die Krankenhäuser verteilen zu lassen. Das entspricht dem Bevölkerungsanteil Sao Paulos an Brasiliens Gesamtbevölkerung. Voraussichtlich am Montag wird die Zentralregierung rechtliche Schritte einleiten, um die Herausgabe aller Dosen zu erzwingen.

Früherer Impfbeginn in Sao Paulo bedeutet politische Niederlage für Bolsonaro

Der frühere Impfbeginn in Sao Paulo bedeutet eine empfindliche politische Niederlage für Bolsonaro und einen Triumph für Doria. Der hatte Bolsonaros Regierung die Schuld für die chaotische Situation in der Amazonas-Metropole Manaus gegeben. Dort fehlt den überfüllten Krankenhäusern seit Tagen Sauerstoff für Corona-Patienten. Mit rund 210.000 Corona-Toten hat Brasilien hinter den USA weltweit die offiziell zweitmeisten Pandemie-Opfer.

kna