Abermals betritt der Synodale Weg wegen Corona Neuland – diesmal in Form einer zweitägigen Videokonferenz. Die könnte spannend werden.
Bonn – Vor einem Jahr begann mit einer Vollversammlung in Frankfurt der Synodale Weg zur Zukunft der katholischen Kirche in Deutschland. Nach Monaten, in denen hauptsächlich das Coronavirus den Rhythmus des öffentlichen Lebens diktierte, erscheint die Veranstaltung im Rückblick fast unwirklich. Da trafen sich tatsächlich leibhaftig 230 Synodale, Kirchenvertreter aus den Nachbarländern und jede Menge Journalisten. Bereits die Zusammenkunft im Frühherbst wurde wegen der Pandemie in fünf Regionenkonferenzen aufgesplittet. Jetzt geht der Synodale Weg ins Netz.
Zweitägiger Austausch
An zwei Tagen, am 4. und 5. Februar, wollen sich die Synodalen zum Stand der Dinge austauschen. Beschlüsse werden sie, ebenso wie bei den Regionenkonferenzen, nicht fassen. Das bleibt der regulären Vollversammlung vorbehalten, die nach derzeitigem Planungsstand erst wieder im Herbst, ebenfalls in Frankfurt, zusammentritt. Trotzdem erwarten Beobachter, dass nun die weitere Route für den Reformdialog abgesteckt wird.
Vier Foren befassen sich mit den Vorarbeiten zu den zentralen Themen des von den Bischöfen und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) gestarteten Projekts: Macht, priesterliche Lebensform, Sexualmoral und die Rolle der Frauen. Es ist davon auszugehen, dass sie die Videokonferenz als „Stimmungstest“ für einige bereits erstellte Grundlagenpapiere und Beschlussvorlagen nutzen.
Vorbereitungen unterschiedlich weit gediehen
Die Vorbereitungen dazu sind unterschiedlich weit gediehen. Im Forum zu Macht liegt ein etwa 50 Seiten starkes Dokument vor. Reichlich kontrovers gestaltet sich erwartungsgemäß die Diskussion im Forum zur Sexualmoral. Das hatte der Kölner Weihbischof Dominikus Schwaderlapp sehr bald verlassen, weil die dort mehrheitlich verfolgte Linie auf eine Veränderung der kirchlichen Lehre abziele. Er könnte Nachahmer finden. In dem Forum kursieren aktuell verschiedene Vorlagen, bei denen es schwer fällt, Gemeinsamkeiten zu entdecken.
Unterdessen hat sich die kirchliche Landschaft verändert. Auf medienwirksame Einlassungen von Kardinal Rainer Maria Woelki muss die eher auf Bewahrung des Bestehenden bedachte Minderheit der Synodalen vielleicht verzichten. Der Erzbischof von Köln steht wegen der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals in seiner Diözese massiv in der Kritik.
Wächst der Druck auf Reformen?
Zugleich drängt der kirchliche Umgang mit sexuellem Missbrauch, der am Beginn des Synodalen Weges stand, mit Macht zurück auf die Tagesordnung. Ein Beispiel sind die Vorgänge in einem Kinderheim der Ordensgemeinschaft der Niederbronner Schwestern in Speyer während der 1960er und 1970er Jahre, bei dem der Vorwurf der Förderung der Prostitution im Raum steht.
Wächst vor diesem Hintergrund der Druck auf Reformen? Schwer zu sagen. Auffällig ist, dass der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, behutsam aber hartnäckig auf mehr Tempo drückt. Es werde immer schwieriger, das Verbot der Diakonen- und Priesterweihe für Frauen zu begründen, sagte der Bischof von Limburg zum Jahreswechsel der „Herder Korrespondenz“. Für Gespräche zu Pfarreienreformen im Vatikan, wo die deutschen Diskussionen mit Argusaugen beobachtet werden, setzte Bätzing eine Beteiligung der Laien durch.
Synodaler Weg ist nicht aus dem Tritt gekommen
Zuletzt ließ Papst Franziskus offiziell Frauen zum Amt einer Lektorin und Kommunionhelferin zu; Mädchen dürfen nun auch Messdienerinnen sein. Gleichzeitig bekräftigte er das Nein seiner Vorgänger zur Priesterweihe für Frauen. Manche Teilnehmer des Synodalen Wegs mögen sich an die Echternacher Springprozession erinnert fühlen: zwei Schritte vor, einer zurück.
Allen Unbilden zum Trotz ist der Synodale Weg nicht ganz aus dem Tritt gekommen. Das zeigt ein Blick auf den Buchmarkt. Die Synodalen Michaela Labudda und Marcus Leitschuh boten unlängst Eindrücke aus dem „Maschinenraum“ des Reformprozesses, Ordensfrau Philippa Rath lässt in „…weil Gott es so will“ Frauen von ihrer Berufung zur Diakonin oder Priesterin erzählen. Und vom verstorbenen und jetzt schon von manchen schmerzlich vermissten Theologen Eberhard Schockenhoff erscheint kurz vor der Videokonferenz „Die Kunst zu lieben. Unterwegs zu einer neuen Sexualethik“. Ein Vermächtnis, das Wege in die Zukunft weist.