Der Jugendforscher Klaus Hurrelmann warnt vor einer Spaltung der jungen Generation durch die Corona-Krise.
Berlin – Der Jugendforscher Klaus Hurrelmann warnt vor einer Spaltung der jungen Generation durch die Corona-Krise. „Die Corona-Krise, wie viele Krisen davor auch, hat die Gesellschaft gespalten, hat die Schwachen schwächer gemacht. Das gilt auch für die junge Generation“, sagte Hurrelmann im Podcast „Die Schulstunde“ des RedaktionsNetzwerks Deutschland. „Diejenigen, die schon vor der Corona-Krise sozial randständig waren, sind jetzt noch weiter weggebrochen.“
Hurrelmann sieht soziale und wirtschaftliche Probleme
Ein Drittel der jungen Generation habe mit sich verschärfenden sozialen und wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen, sagte Hurrelmann, der über viele Jahre die Shell-Jugendstudie verantwortet hat und an der Hertie School in Berlin lehrt. Es seien überwiegend junge Männer, viele davon ohne oder nur mit schlechtem Schulabschluss, die durch die Auswirkungen der Corona-Krise und die jetzt drohende Jugendarbeitslosigkeit betroffen seien.
Die junge Generation, so Hurrelmann, zerfalle, „in eine Teilgruppe Generation Greta – interessiert, engagiert, weltoffen, gut gebildet, tolerant – und in eine Generation Corona“. Die letztgenannte Gruppe umfasse viele schlecht Gebildete mit geringer Zukunftsperspektive, anfällig für populistische Grundzüge.
Bewegung Fridays for Future sehr schwer beeinträchtigt
Der Jugendforscher sagte zugleich, auch die von Greta Thunberg inspirierte Bewegung Fridays for Future sei durch die Corona-Krise hart getroffen. Hurrelmann würdigte einerseits deren große Erfolge. „Wir haben Umweltgesetze, die ohne diese Bewegung niemals möglich gewesen wären“, sagte er. „Das haben die jungen Leute geschafft, indem sie die Straßendemonstration zu einem disziplinierten, sehr starken Ausdrucksmittel gemacht haben.“ Das habe es davor fast 20 Jahre nicht gegeben.
Die Erfolge beruhten aber nun einmal auf dem maßgeblich von Greta Thunberg inspirierten Instrument des Schulstreiks, der in Zeiten der Pandemie nicht möglich sei. „Dadurch ist die Bewegung Fridays for Future sehr schwer beeinträchtigt“, sagte er. „Ich hoffe mal, dass sie damit nicht untergegangen ist.“
Die politischen Talente der Bewegung sollten nicht kleinbeigeben, so Hurrelmann. Es hätten sich zwar einige entschieden, für die Parlamente zu kandidieren, aber es seien nicht ausreichend viele. „Das ist gut, aber es ist viel zu wenig, um frische Bewegung in das politische Leben in Deutschland zu bringen“, sagte der Forscher.