Schavan: Kirche braucht Kommunikation und Klärungsprozess

Die frühere Bundesbildungsministerin Annette Schavan zeigt sich besorgt über die aktuelle Situation der katholischen Kirche in Deutschland.
München – Die frühere Bundesbildungsministerin Annette Schavan zeigt sich besorgt über die aktuelle Situation der katholischen Kirche in Deutschland. Es fehle an Konsens unter den Bischöfen, an der Kraft zu Entscheidungen und Visionen sowie an Kommunikation innerhalb der Kirche sowie mit dem Papst, schreibt die katholische Theologin in einem Gastbeitrag für die "Süddeutsche Zeitung" (Freitag). Besondere Sorge äußert die CDU-Politikerin um den "rheinischen Katholizismus" angesichts der Vorgänge im Erzbistum Köln.

Annette Schavan.–Foto: Laurence Chaperon/CC BY-SA 3.0 DE

Die frühere Bundesbildungsministerin Annette Schavan zeigt sich besorgt über die aktuelle Situation der katholischen Kirche in Deutschland. Es fehle an Konsens unter den Bischöfen, an der Kraft zu Entscheidungen und Visionen sowie an Kommunikation innerhalb der Kirche sowie mit dem Papst, schreibt die katholische Theologin in einem Gastbeitrag für die „Süddeutsche Zeitung“ (Freitag). Besondere Sorge äußert die CDU-Politikerin um den „rheinischen Katholizismus“ angesichts der Vorgänge im Erzbistum Köln.

Schavan: Viel Dissens über die Zukunft der Kirche

Der Blick auf die kirchlichen Nachrichten in Deutschland sei „ernüchternd“, so die frühere deutsche Botschafterin beim Vatikan. „Alleine die Beiträge von Bischöfen beim Portal katholisch.de in den vergangenen zwölf Monaten lassen so viel Dissens über die Zukunft der Kirche deutlich werden wie vielleicht noch nie.“ Für den Reformprozess Synodaler Weg stelle sich daher die Frage, wie dieser zu Ergebnissen führen solle, „wenn der Konsens unter jenen, die die Initiative dazu ergriffen haben, immer geringer und zerbrechlicher wird“.

Es hätten sich „viele hoch engagierte Menschen auf den Synodalen Weg begeben“, so die frühere Vizepräsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Mitinitiatorin des Reformprozesses. „Sie haben Vertrauen verdient und einen in die Tiefe gehenden Klärungsprozess in der Bischofskonferenz über die Bereitschaft und Kraft zum Konsens der Bischöfe untereinander. Diese Klärung ist jetzt geboten“, mahnte Schavan. Ebenso dürfe „nicht fortwährend der Eindruck erweckt werden, als sei dem Papst der Synodale Weg ein Ärgernis“. Deutschland als Land der Reformation sei immer „unter Beobachtung“. Dagegen helfe nur Kommunikation, die allerdings zwischen dem Vatikan und der katholischen Kirche in Deutschland derzeit „ziemlich schlecht“ sei.

Vertrauen im Erzbistum Köln zerbricht

Zudem zerbreche „gerade in bislang nicht gekanntem Ausmaß Vertrauen im Erzbistum Köln“, so die Rheinländerin weiter. „Es ist gespenstisch, wie dort manche glauben, ein ‚heiliger Rest‘ sei allemal besser als der rheinische Katholizismus, der bis heute mit großer kultureller Gestaltungskraft verbunden ist“, schreibt Schavan. „Es verzweifeln Menschen an der Kirche, die mitten in dieser Kirche stehen – weil die Basis für Vertrauen wegbricht.“ Doch sei der rheinische Katholizismus, der ein weites Herz mit Spiritualität, Intellektualität und Weltoffenheit verbinde, für die Weltkirche wichtig.

„Diese Weite darf in Köln nicht verloren gehen. Es wird lange brauchen, um das Vertrauen wiederzugewinnen, dass die, die in der Kölner Kirche Verantwortung tragen, den Schatz des rheinischen Katholizismus kennen und in die Zukunft tragen können“, schreibt Schavan. Dies sei jetzt geboten.

kna