Ethikrats-Vorsitzende wünscht sich mehr Solidarität

Die Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, Alena Buyx, wünscht sich mehr Gemeinschaftlichkeit und Solidarität in der Pandemie.
Die Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, Alena Buyx, wünscht sich mehr Gemeinschaftlichkeit und Solidarität in der Pandemie.

Alena Buyx –Foto: © Deutscher Ethikrat
Foto: Reiner Zensen

Die Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, Alena Buyx, wünscht sich mehr Gemeinschaftlichkeit und Solidarität in der Pandemie. „Auch wenn es dem Einzelnen manchmal nicht gefällt, wir sind faktisch alle voneinander abhängig. Das wird uns in der Pandemie machtvoll bewusst“, sagte sie im Interview mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) und fügte hinzu: „Der Appell der Ethikerin ist daher, dass wir uns alle noch gemeinschaftlicher und solidarischer verhalten.“

Die Debatten in der Pandemie heizten sich an und alle seien irgendwie ausgelaugt, sie eingeschlossen. „Man ist hin- und hergerissen zwischen den positiven Nachrichten über Schnelltests und Impfstoffe – das heißt, wir können das Ganze besiegen – und dem Gefühl, im Lockdown dennoch vor oder in der dritten Welle zu stehen.“ Vieles gehe auch zu langsam, so Buyx.

Sie sei zugleich weiterhin überzeugt vom rechtsethischen Rahmen der Impfpriorisierung. „Wir haben aber immer gesagt, dass es bei der Umsetzung eine gewisse Pragmatik geben darf und auch, dass die Priorisierung insgesamt auf Zeit ist“, erklärte die Münchner Medizinethikerin. Gremien wie der Ethikrat oder die Ständige Impfkommission (Stiko) müssten versuchen, den Blick auf möglichst alle Interessen zu wahren.

Ethikrats-Vorsitzende: Keine Gefahr der Instrumentalisierung

Die Medizinethikerin und Vorsitzende des Deutschen Ethikrats sieht keine Gefahr einer Instrumentalisierung des Rates durch die Politik. „Ich glaube nicht, dass wir in Gefahr sind, Gefälligkeitsgutachten zu machen. Dazu ist schon die Meinungsvielfalt der Ratsmitglieder zu groß und die Stellungnahmen sind zu differenziert“, sagte sie im Interview.

Der Ethikrat habe etwa in der Pandemie schon sehr früh die Politik ermahnt, dass die Corona-Einschränkungen jederzeit gerechtfertigt und sobald wie verantwortlich möglich wieder aufgehoben werden müssten. Derzeit sei es sicher ein Ringen um das richtige Maß im Umgang mit Freiheitsbeschränkungen, die immer eine gute Begründung erforderten. „Wenn etwa die Impfungen greifen und damit das Gesundheitssystem nachhaltiger entlastet wird, dann müssten – entsprechend der Verhältnismäßigkeit – die Einschränkungen schrittweise zurückgenommen werden“, betonte Buyx.

kna