Für „schlicht unwahr“ hält der Generalsekretär der Stiftung Weltethos, Stephan Schlensog, die Einschätzung des früheren Kurienkardinals Walter Kasper, der verstorbene Theologe Hans Küng sei mit der Kirche ausgesöhnt gewesen.
Tübingen – Für „schlicht unwahr“ hält der Generalsekretär der Stiftung Weltethos, Stephan Schlensog, die Einschätzung des früheren Kurienkardinals Walter Kasper, der verstorbene Theologe Hans Küng sei mit der Kirche ausgesöhnt gewesen. Noch kurz vor Weihnachten habe Küng einen Brief an Papst Franziskus geschrieben und sich traurig darüber gezeigt, dass die Kirche nicht die Größe habe, ihn angesichts der Verdienste zu rehabilitieren. „Aussöhnung klingt anders“, so Schlensog.
Schlensog widerspricht Bericht der Vatikanzeitung
Zugleich habe Küng Franziskus für Korrespondenz und persönliche Zeichen der Wertschätzung gedankt. „Das Thema hat ihn bis zum Schluss beschäftigt“, sagte Schlensog am Freitag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Küngs Brief nach Rom blieb demnach unbeantwortet.
In einem Beitrag für die halbamtliche Vatikanzeitung „Osservatore Romano“ und im „Corriere della Sera“-Interview hatte Kasper Küng und dessen Leistungen auf dem Feld des interreligiösen Dialogs gewürdigt, unter anderem die von Küng gegründete „Stiftung Weltethos“. Mit Blick auf andere Reformideen Küngs wie der Frauenordination und der Abschaffung des Pflichtzölibats für Priester äußerte der Kardinal Zweifel. Kasper, der nach seiner Promotion Küngs Assistent in Tübingen war, bekannte, er habe sich von Küng nach dem Entzug der Lehrerlaubnis durch die Glaubenskongregation 1979 entfernt; in den letzten Jahrzehnten sei ihre Beziehung aber von gegenseitigem Respekt geprägt gewesen.
Grüße und Segenswünsche
Im Sommer 2020 hatte Kasper nach eigenen Worten Franziskus telefonisch informiert, dass Küng dem Lebensende nahe sei und in Frieden mit der Kirche sterben wolle. Daraufhin habe Franziskus ihm Grüße und Segenswünsche „in christlicher Gemeinschaft“ aufgetragen. „Es war, als fühlte sich Küng in Frieden mit der Kirche und mit Franziskus, eine Art Versöhnung“, sagte der Kardinal dem „Corriere della Sera“. Zwar seien theologische Differenzen geblieben; „auf pastoraler und menschlicher Ebene war es aber eine Aussöhnung“, so Kasper im „Osservatore Romano“.