Zahl der antisemitischen Vorfälle in Bayern 2020 gestiegen

In Bayern sind im Jahr 2020 genau 239 antisemitische Vorfälle erfasst worden. Das entspricht einem Anstieg von 55 Fällen gegenüber dem Vorjahr, wie aus dem am Montag im Münchner Presseclub vorgestellten Jahresbericht der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Bayern (RIAS Bayern) hervorgeht.
München – In Bayern sind im Jahr 2020 genau 239 antisemitische Vorfälle erfasst worden. Das entspricht einem Anstieg von 55 Fällen gegenüber dem Vorjahr, wie aus dem am Montag im Münchner Presseclub vorgestellten Jahresbericht der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Bayern (RIAS Bayern) hervorgeht. Besonders besorgniserregend sei die zunehmende Zahl von verschwörungsideologisch geprägten Vorfällen im Zuge der Corona-Pandemie.

(Symbolfoto: Ingo Kramarek/Pixabay)

In Bayern sind im Jahr 2020 genau 239 antisemitische Vorfälle erfasst worden. Das entspricht einem Anstieg von 55 Fällen gegenüber dem Vorjahr, wie aus dem am Montag im Münchner Presseclub vorgestellten Jahresbericht der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Bayern (RIAS Bayern) hervorgeht. Besonders besorgniserregend sei die zunehmende Zahl von verschwörungsideologisch geprägten Vorfällen im Zuge der Corona-Pandemie.

RIAS Bayern dokumentierte demnach einen Angriff, zehn Bedrohungen, 13 gezielte Sachbeschädigungen, 27 Massenzuschriften und 188 Fälle von verletzendem Verhalten. Auffällig sei die hohe Zahl von 108 Vorfällen, die einen Bezug zur Corona-Pandemie hätten. So sei etwa ein Aushang an der Universität Bayreuth, der über Corona-Maßnahmen informierte, mit den Worten „Jew World Order“, einer Variation des verschwörungsideologischen Begriffs von einer angeblichen „Neuen Weltordnung“ („New World Order“), beschmiert worden.

„2020 äußerte sich Antisemitismus im Rahmen von Corona-Demonstrationen offener als sonst in der Öffentlichkeit“, erklärte RIAS-Bayern-Leiterin Annette Seidel-Arpaci. Antisemitismus sei als verbindendes Element der verschwörungsideologischen Szene zu betrachten, in der sich Menschen aller politischen Couleur zusammenfänden. Gleichzeitig müsse aber auch der alltägliche Antisemitismus, der bereits vor Corona da gewesen sei und der ein Fundament für die antisemitischen Inhalte auf den Demos bilde, im Blick behalten werden.

Am häufigsten spielte sich Antisemitismus mit 100 Fällen auf der Straße ab, wie es heißt. Die Zahl der Offline-Vorfälle insgesamt habe von 134 auf 194 Fälle um 45 Prozent zugenommen. Den größten Zuwachs verzeichnete der moderne Antisemitismus, der sich verstärkt in Verschwörungserzählungen mit Corona-Bezug äußerte. Hier seien mit 81 Vorfällen mehr als doppelt so viele Fälle wie im Vorjahr registriert worden. In 128 (54 Prozent) der bekannt gewordenen Vorfälle spielten der antisemitische Bezug zum Nationalsozialismus und die Ermordung der europäischen Juden eine Rolle. Wie 2019 liege dieses Motiv den meisten antisemitischen Vorfällen zugrunde.

139 der bekannt gewordenen 239 Fälle (58 Prozent) hätten eindeutig einem bestimmten politischen Hintergrund zugeordnet werden könne, so der Bericht. Mit 78 registrierten Fällen stammte ein Drittel aller Fälle aus dem verschwörungsideologischen Milieu. RIAS Bayern verwies darauf, dass von einem großen Dunkelfeld antisemitischer Vorfälle auszugehen sei. Antisemitische Vorfälle, auch solche unterhalb der Strafbarkeitsschwelle, können unter online oder per Telefon unter (0 89) 1 22 23 40 60 gemeldet werden.

kna