Missbrauchsbetroffene im Bistum Münster organisieren sich selbst

Mehrere Missbrauchsbetroffene im Bistum Münster wollen sich selbst organisieren. In einem von ihnen verfassten Brief werden weitere Betroffene dazu aufgerufen, sich zusammenzuschließen und an der Aufarbeitung mitzuarbeiten, wie die Diözese am Mittwoch mitteilte.
Mehrere Missbrauchsbetroffene im Bistum Münster wollen sich selbst organisieren. In einem von ihnen verfassten Brief werden weitere Betroffene dazu aufgerufen, sich zusammenzuschließen und an der Aufarbeitung mitzuarbeiten, wie die Diözese am Mittwoch mitteilte.

Der Dom von Münster (Foto: inextremo96 auf Pixabay)

Mehrere Missbrauchsbetroffene im Bistum Münster wollen sich selbst organisieren. In einem von ihnen verfassten Brief werden weitere Betroffene dazu aufgerufen, sich zusammenzuschließen und an der Aufarbeitung mitzuarbeiten, wie die Diözese am Mittwoch mitteilte.

„Uns ist es wichtig, erst gar nicht den Eindruck entstehen zu lassen, dass Betroffenenbeteiligung nur mit Zustimmung oder in Abhängigkeit vom Bistum möglich ist“, erklärte Stephan Baumers von der Stabsstelle Intervention und Prävention im Generalvikariat. Vielmehr sollen sie sich mit den Themen befassen, „die ihnen wichtig sind, und sich auch in der Öffentlichkeit so positionieren, wie sie das für richtig halten.“ Die Diözese unterstütze eine Beiratsgründung nur durch finanzielle Mittel oder die Versendung des Einladungsschreibens, sagte Baumers dem Münsteraner Portal kirche-und-leben.de. An dem Treffen nehme kein Vertreter des Bistums teil.

„Wir halten es für wichtig, dass nicht über uns und – von wem auch immer – für uns als Betroffene gesprochen wird, sondern dass nur wir für uns selbst sprechen, und zwar als unabhängige Gruppe“, heißt es in dem online gestellten Einladungsschreiben. Am Ende dieses Prozesses könne eine eigenständige Betroffenenorganisation stehen.

Der Sprecher der Selbsthilfegruppe Rhede, Martin Schmitz, kritisierte auf kirche-und-leben.de Betroffenenbeiräte, wie es sie in anderen Bistümern oder bei der Deutschen Bischofskonferenz gibt. Deren Mitglieder würden durch den Bischof oder ein Gremium bestimmt. „Dieses Modell hat an vielen Stellen – siehe Köln – gnadenlos versagt.“ Betroffene würden instrumentalisiert, begutachtet, abgelehnt. In Köln waren die Sprecher des Betroffenenbeirats zurückgetreten, weil sie sich bei der Entscheidung unter Druck gesetzt fühlten, ein erstes Missbrauchsgutachten nicht zu veröffentlichen.

In der vergangenen Woche hatte das Bistum Essen angekündigt, bis Mitte November einen Betroffenenrat auf den Weg bringen zu wollen. Dazu trafen sich auf Einladung der Diözese 40 Frauen und Männer mit Bischof Franz-Josef Overbeck und Generalvikar Klaus Pfeffer. Bis Ende Juli können Betroffene ihre Bereitschaft zur Mitarbeit in dem Rat erklären. Wie viele Mitglieder der Beirat haben wird und wie er sich zusammensetzt, würden interessierte Betroffene bei einem weiteren Treffen beraten und festlegen.

Nach einer Vereinbarung zwischen dem Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung und den katholischen Bischöfen sollen Betroffene in allen deutschen Bistümern an der Missbrauchsaufarbeitung beteiligt werden.