Papst atmet nach Darm-OP selbstständig

Am Sonntag bestätigte der Papst seine nächste Auslandsreise; danach begab er sich zu einem geplanten Eingriff ins Krankenhaus. Die Darm-OP war keine Kleinigkeit, aber es geht ihm besser. Über den Berg ist er noch nicht.

Am Sonntag bestätigte der Papst seine nächste Auslandsreise; danach begab er sich zu einem geplanten Eingriff ins Krankenhaus. Die Darm-OP war keine Kleinigkeit, aber es geht ihm besser. Über den Berg ist er noch nicht.

Papst Franziskus (Foto: © Edips – Dreamstime.com)

Ob Franziskus es vor zwei Wochen schon wusste? Als er beim Mittagsgebet am 20. Juni davon sprach, dass „eine unerwartete Diagnose uns um unsere Gesundheit oder die eines geliebten Menschen fürchten“ lässt? Beim Angelus-Gebet am Sonntag jedenfalls erwähnte Franziskus die ihm bevorstehende Operation mit keinem Wort. Erst drei Stunden später teilte der Vatikan mit, der 84-Jährige habe sich zu einer Darm-OP in die römische Gemelli-Klinik begeben.

Am Montag war klar: Die Operation, der sich Franziskus am Sonntagabend unterziehen musste, war kein kleiner Eingriff. Laut Mitteilung von Vatikansprecher Matteo Bruni wurde ihm die linke Hälfte des Dickdarms entfernt. Der Papst sei aber „in gutem Allgemeinzustand“, wach und atme selbstständig.

Im Bulletin war von einer „linksseitigen Hemikolektomie“ die Rede. Dabei werden die in der linken Bauchhälfte liegenden Abschnitte des Dickdarms entfernt. Anschließend wird der erste Teil des Dickdarms der rechten Bauchhälfte wieder mit dem „Sigma“ genannten Teil kurz vor dem Enddarm verbunden.

Nach heutigem Standard werden solche Eingriffe laparoskopisch gemacht, also minimalinvasiv. Die Operation erfolgt innerhalb der Bauchhöhle mit Hilfe eines Endoskops sowie über Pinzetten und Messer, die über Verlängerungen indirekt bedient werden; über ein Zugangsrohr wird der zu entfernende Darmteil entnommen. Der behandelnde Arzt Sergio Alfieri gilt als Italiens führender Experte für derartige Bauchchirurgie.

Anschließend muss der Heilungsprozess an der Nahtstelle des Darms genau beobachtet werden. Sollte diese undicht werden, kann es zu einer gefährlichen Bauchfellentzündung kommen. Daher verbringen Patienten die erste Zeit auf einer Intensivstation.

Die Tatsache, dass Franziskus nach der Operation wach ist und selbstständig atmet, ist nach Aussage von Intensivpflegern eine gute Nachricht. Dreistündige Eingriffe seien in solchen Fällen normal. Demnach hat das Kirchenoberhaupt gute Heilungschancen, sofern es keine Komplikationen gibt. Die treten bei alten Menschen naturgemäß häufiger auf als bei jungen.

Unter dieser Voraussetzung rechnen die behandelnden Ärzte mit sieben Tagen Krankenhausaufenthalt. Ambitioniert, aber möglich, kommentieren langjährige Pflegekräfte die Prognose bei einem Mann dieses Alters. Üblicherweise werden Patienten nach derartigen Eingriffen in eine Reha-Klinik überwiesen, um sie wieder fit zu machen.

Bei Franziskus ist zu erwarten, dass Reha-Experten zu ihm in den Vatikan kommen. Wichtig ist auch, dass der Papst nicht lange liegen muss, sondern buchstäblich auf die Beine kommt. Franziskus‘ Gemütszustand, soweit in den vergangenen Wochen erkennbar, dürfte dies begünstigen. Eine veränderte Diät muss Franziskus in der Folge seiner Operation nicht unbedingt einhalten.

Allerdings wurde ihm bereits von seinem Leibarzt Roberto Bernabei wegen seines Ischias-Leidens geraten, Gewicht zu reduzieren – wie der Papst selbst vor einigen Monaten einer Gruppe von US-Journalisten verriet. Die Tatsache, dass Jorge Bergoglio als jungem Mann der obere rechte Lungenlappen entfernt wurde, scheint jetzt weniger eine Rolle zu spielen. Eine entsprechende Kurzatmigkeit macht sich bei Franziskus immer wieder mal bemerkbar.

In einer ersten Vatikan-Mitteilung vom Sonntagnachmittag war von einer „geplanten Operation“ wegen einer „symptomatischen Divertikelstenose“ die Rede. Demnach muss die Darmverengung durch vergrößerte Divertikel (Ausstülpungen) schon länger festgestellt worden sein. Wann genau Franziskus Beschwerden spürte und die Diagnose erhielt, ist nicht bekannt.

Johannes Paul II. (1978-2005) hatte vor einer Operation eigens um Gebet für sich gebeten. Statt dessen bestätigte Franziskus am Sonntag seine schon lange angekündigte Reise in die Slowakei und nach Budapest. Und für kommenden Sonntag steht das nächste Angelus-Gebet mit ihm noch im Vatikan-Kalender. Es wird sich zeigen, ob der Papst dann spricht – noch vom Krankenlager oder aus der Reha. Die Generalaudienzen fallen im Juli ohnehin aus.