Bonn – Angesichts der Flutkatastrophe sollten die Menschen nach den Worten des Trierer Bischofs Stephan Ackermann selbstkritisch auf ihren Lebensstil schauen. Auch das Thema Umweltschutz „müssen wir alle noch beherzter als bisher angehen – das gilt auch für die Kirche“, sagte Ackermann im Interview des Portals katholisch.de (Donnerstag). Er hatte sich zwischenzeitlich persönlich ein Bild von der Lage in besonders betroffenen Orten gemacht.
Es sei zu beobachten, dass extreme Wetterphänomene jetzt häufiger aufträten. Die Überschwemmungen machten deutlich, „dass wir Menschen auch im 21. Jahrhundert von der Natur abhängig sind und verletzlich bleiben – bei allen Absicherungen, die wir haben. Das ist eine Lehre aus der Corona-Pandemie, die wir auch jetzt wieder ziehen müssen.“Katastrophe im kollektiven Gedächtnis
Die Katastrophe werde im kollektiven Gedächtnis der Bewohnerinnen und Bewohner sehr präsent bleiben, betonte Ackermann. „Es braucht hier eine Erinnerungskultur, die die Regionen prägen wird, schmerzlich, aber auch mit Dankbarkeit angesichts des Zusammenhalts der Menschen, die sich in dieser großen Not ohne viele Worte unterstützt haben.“
Der Bischof verwies auf ein Spendenkonto des Bistums Trier, auf das Caritas und Bistum bisher 50.000 Euro eingezahlt hätten. „Das ist natürlich nur eine erste Summe, mit der wir aber helfen möchten, wo Menschen stark betroffen sind und es keine anderen Möglichkeiten der Unterstützung gibt.“ Ackermann sagte zudem: „Mich berührt zudem sehr, dass viele andere Diözesen in Deutschland diese Unwetter-Hilfe mit teilweise sehr hohen Geldsummen aufstocken. Ich habe von mehreren Bischöfen Briefe erhalten, in denen sie mir ihr Mitgefühl und ihre Unterstützung zugesagt haben.“
Große Bereitschaft zur Unterstützung
Mit Blick auf die Notfallseelsorger im Einsatz betonte Ackermann, dass es in den meisten Orten eine sehr enge Zusammenarbeit mit Behörden und Helfern gebe. „Es herrscht eine große Bereitschaft zur Unterstützung, auch über die Notfallhilfe hinaus.“ Der Bischof gab zugleich zu bedenken, „diejenigen, die die ersten Tage im Einsatz waren, müssen nun selbst Unterstützung erhalten. Es braucht auch Seelsorge an den Seelsorgern, damit sie Luft holen können.“ Das gelte auch für andere Einsatzkräfte wie Feuerwehrleute. „Im Bistum haben wir einen Arbeitsstab eingerichtet, der die Seelsorge und die Hilfe koordiniert, um unsere Kräfte bestmöglich zu bündeln.“