Papst-Entscheidung zu Köln sorgt weiter für Kritik

Die Personalentscheidungen von Papst Franziskus für das Erzbistum Köln stoßen auch am Wochenende auf Kritik.
Köln/Düsseldorf – Die Personalentscheidungen von Papst Franziskus für das Erzbistum Köln stoßen auch am Wochenende auf Kritik. Der Kölner Stadtdechant Robert Kleine mahnte, die Betroffenen von Missbrauchsfällen nicht aus dem Blick zu verlieren. "Um die geht es in erster Linie", sagte er am Samstag dem Kölner Portal domradio.de. Auch müsse überlegt werden, wie das Erzbistum mit der Glaubwürdigkeits- und Vertrauenskrise umgehen könne.

(Symbolfoto: SatyaPrem/Pixabay)

Die Personalentscheidungen von Papst Franziskus für das Erzbistum Köln stoßen auch am Wochenende auf Kritik. Der Kölner Stadtdechant Robert Kleine mahnte, die Betroffenen von Missbrauchsfällen nicht aus dem Blick zu verlieren. „Um die geht es in erster Linie“, sagte er am Samstag dem Kölner Portal domradio.de. Auch müsse überlegt werden, wie das Erzbistum mit der Glaubwürdigkeits- und Vertrauenskrise umgehen könne.

Am Freitag war bekannt geworden, dass Papst Franziskus den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki (65) in eine Auszeit schickt. Sie soll Mitte Oktober beginnen und knapp ein halbes Jahr dauern. Weihbischof Dominikus Schwaderlapp (54) verbleibt im Amt, geht aber für rund ein Jahr als Priester nach Kenia. Ansgar Puff (65) kann seine Arbeit als Weihbischof sofort wieder aufnehmen. Kleine fügte hinzu, es sei zu kurz gesprungen, zu sagen: „Jetzt haben wir eine gewisse Zeit der Ruhe. Und dann machen wir weiter wie bisher.“ Die Verantwortlichen müssten sich verschiedenen Fragen über Macht, das Amtsverständnis und die kirchliche Sexualmoral stellen. „Es gibt Reformbedarf und Gesprächsbedarf, Dialogbedarf“, betonte der Stadtdechant. Dabei gehe es nicht um einseitige Entscheidungen: „Wir wollen miteinander auf dem Weg sein.“

„Menschen werden sich frustriert von der Kirche abwenden“

Skeptischer zeigte sich die Sprecherin von Maria 2.0 Rheinland, Maria Mesrian. „Ich denke, dass sich viele Menschen frustriert von der Kirche abwenden werden“, sagte sie der „Rheinischen Post“. Zudem könnten sich „viele Gemeinden“ mit Kardinal Woelki keine Zukunft mehr vorstellen. Für sie persönlich sei die Kirche „epochal gekippt, als entschieden wurde, dass die Gutachten keine Folgen haben“. Sie sehe nun die aktiven Katholikinnen und Katholiken in der Pflicht, sich vom Leid missbrauchter Menschen berühren zu lassen und Verantwortung zu übernehmen. Diese Vorfälle seien „der tiefste Abgrund, in den man schauen kann“, sagte Mesrian.

Mit Veränderungen innerhalb der Kirche rechne sie nicht mehr. Im Hinblick auf den Reformprozess der katholischen Kirche in Deutschland, den Synodalen Weg, erklärte Mesrian, sie glaube, dass dessen Scheitern „der Erfolg“ sein werde: „Weil sich dann nämlich die Fronten in der Kirche klar zeigen werden. Die Synodalen müssen jetzt Stellung beziehen“. Die Geduld vieler Menschen, denen der Glaube noch am Herzen liege, sei erschöpft: „Sie werden sich also unabhängig machen von der Form der Kirche.“

Kirchenrechtler Thomas Schüller: „Moralische Bankrotterklärung“

Der Kirchenrechtler Thomas Schüller bezeichnete die Entscheidung als „moralische Bankrotterklärung“. Papst Franziskus habe im Hinblick auf Vertuschung von Missbrauchsfällen stets eine Null-Toleranz-Politik angekündigt, sagte Schüller bei WDR 5. „Aber wenn es dann ernst wird, fallen die Herren weich.“ Für Betroffene sei dies ein „Schlag ins Gesicht“. Den Kölner Weihbischof Rolf Steinhäuser, der das Erzbistum während Woelkis Auszeit verwalten wird und versöhnen soll, nannte Schüller einen „treuen Vasallen“ des Kardinals, der das tun werde, was dieser ihm sage. Er habe zudem den Eindruck, dass Woelki die Kirchenaustritte und „Implosionen“ innerhalb des Erzbistums egal seien, so der Kirchenrechtler: „Es geht ihm nur um sich selbst.“

Nach Worten des Vorsitzenden des Kölner Katholikenausschusses, Gregor Stiels, befindet sich das Erzbistum in einer Sackgasse. „Dieses halbe Jahr Stillstand können wir uns nicht leisten“, sagte er domradio.de. Es brauche ein starkes Signal, klare Vorgaben und einen Zusammenschluss „von allen Kräften, die gemeinsam versuchen, diese Krise zu überwinden“. Auch Marianne Arndt, Gemeindereferentin in Köln-Mülheim, warnte vor Stagnation. Die Frage sei, was sich wirklich verändert habe und noch verändern könne, sagte sie dem Portal: „Die Strukturen der Macht können so nicht mehr bleiben.“

Von Paula Konersmann (KNA)