Mit einem erneuten Schuldeingeständnis für Fehler der Kirche in der Kolonialzeit hat Papst Franziskus die mexikanische Regierung besänftigt – aber dafür Spanien gegen sich aufgebracht.
Papst übernimmt Verantwortung für „sehr schmerzhafte Fehler“
Konservative Politikerin kritisiert vermeintlichen „Indigenismus“ in Lateinamerika
Die konservative Politikerin ging noch einen Schritt weiter und kritisierte einen vermeintlichen „Indigenismus“ in Lateinamerika, der sich zusehends zu einem „neuen Kommunismus“ entwickle. Dass der Papst sich daran beteilige, beobachte sie mit Befremden. Auch die sozialistische Regierung Spaniens wies Forderungen Mexikos nach einer Entschuldigung „mit aller Entschiedenheit“ zurück. Was seinerzeit geschehen sei, könne nicht nach modernen Maßstäben beurteilt werden, hieß es in einer Antwort. Tatsächlich ist der heutige Blick auf die Geschehnisse von damals in vielerlei Hinsicht ambivalent. Die Konquistadoren krempelten die Verhältnisse radikal um, etablierten ihre eigene Kultur, Sprache und Religion.
1521 eroberten sie die auf dem Gebiet des heutigen Mexiko liegende Azteken-Hauptstadt Tenochtitlan. Aus Sicht der Bürgermeisterin von Mexiko-Stadt, Claudia Sheinbaum, „der Startschuss für ein Zeitalter der Epidemien, des Missbrauchs und für 300 Jahre Kolonialherrschaft“. So einfach sollte man es sich nicht machen. Die spanischen Glücksritter, befehligt von einem gewissen Hernan Cortes, verfolgten eine klar umrissene Mission: möglichst viel Gold zusammenraffen und die „wilden Indios“ zum katholischen Glauben führen. Dass es dabei zu zahllosen Verbrechen kam, ist unstrittig. Aber der Sieg wäre niemals möglich gewesen ohne die tatkräftige Mithilfe verbündeter indigener Stämme.
Ureinwohner sahen Spanier teilweise auch als Befreier
Die von den Azteken unterjochten Völker litten unter einem ausbeuterischen Tributsystem. Aufstände ließ König Montezuma II. blutig niederschlagen. Die berüchtigten Menschenopfer bei religiösen Zeremonien in Tenochtitlan, da sind sich Forscher weitgehend einig, hat es wirklich gegeben. Die steil ansteigenden Pyramidenstufen des Templo Mayor sollen vom getrockneten Blut der Opfer schwarz verfärbt gewesen sein. Nicht wenige Ureinwohner sahen daher in den Spaniern eher Befreier als Eroberer. Doch für derlei Differenzierung ist in der aktuellen Auseinandersetzung meist kein Platz.
Das bekommt Franziskus nun zu spüren. Zwar ist es ihm gelungen, die mexikanische Regierung zu besänftigen, dafür hat er die Spanier gegen sich aufgebracht. Das erscheint vor allem deshalb absurd, weil er nichts anderes getan hat als seine Vorgänger. Bereits Johannes Paul II. bat die Völker Amerikas bei einem Besuch in Santo Domingo am 12. Oktober um Vergebung für erlittenes Unrecht. Benedikt XVI. sprach 2007 von „Schatten“ der Evangelisierung. Die dürften aber nicht daran hindern, „voll Dankbarkeit das wunderbare Werk wahrzunehmen, das im Lauf dieser Jahrhunderte von der göttlichen Gnade unter diesen Völkern vollbracht wurde“. Trotz all solcher Stimmen lässt die vom mexikanischen Präsidenten angestrebte „historische Aussöhnung“ leider weiter auf sich warten.