Weltsynode: Verhaltener Start mit vielen Fragezeichen

Am Wochenende gab Papst Franziskus den Startschuss zu einem weltweiten synodalen Prozess. Der soll vor Ort beginnen. Was heißt das für die deutschen Bistümer? Ein erster Überblick ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
Weltsynode: Verhaltener Start mit vielen Fragezeichen Am Wochenende gab Papst Franziskus den Startschuss zu einem weltweiten synodalen Prozess. Der soll vor Ort beginnen. Was heißt das für die deutschen Bistümer? Ein erster Überblick ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

Papst Franziskus. –Foto: © Jorge Silva | Dreamstime.com

Vielleicht ist das Ganze einfach zu wenig „typisch deutsch“? Kein klares Ziel, keine klare Struktur, keine festgelegte Agenda und keine eindeutig definierten „Durchführungsbestimmungen“. Stattdessen ist der Synodale Prozess, den der Papst am Wochenende auf den Weg geschickt hat, eher „typisch Franziskus“: ein wenig chaotisch, mit viel Improvisation und im festen Vertrauen auf den Heiligen Geist, der es schon richten wird. Auch Kardinal Jean-Claude Hollerich – als Generalrelator der Synoden-Bischofsversammlung im Oktober 2023 einer der maßgeblichen Organisatoren – betont, er habe noch „keine Ahnung, welche Art von Arbeitsinstrument ich schreiben werde. Die Seiten sind leer; es liegt an Ihnen, sie zu füllen.“

So gesehen, scheint es wenig verwunderlich, dass sich der Start der Weltsynode in den deutschen Bistümern eher verhalten anfühlt. Und gerade vor Ort in den Pfarreien, wo es ja eigentlich losgehen soll, ist das Projekt in aller Regel noch nicht wirklich angekommen. Kein Wunder, sagt so mancher hinter vorgehaltener Hand: Ist es doch schon mühsam genug, das 2019 gestartete deutsche Reformprojekt Synodaler Weg an der Basis zu verankern. Und das, obwohl viele der Themen dort wie Macht, Missbrauch, Sexualmoral, Zölibat oder die Rolle der Frauen den Gläubigen sehr konkret zu vermitteln sind.

Jetzt also neben dem Synodalen Weg in Deutschland auch noch ein Synodaler Prozess auf Weltebene. Hollerich spricht von einem Puzzle. Doch puzzeln ist schwierig, wenn niemand so genau weiß, wie viele Teile es hat und was am Ende auf dem fertigen Bild zu sehen sein soll. Nur soviel verrät Franziskus: Das Puzzle soll „nicht eine andere Kirche“ ergeben, „sondern eine Kirche, die anders ist“. Weil sie einen anderen Stil pflegt und offener ist für Menschen und den Geist Gottes. Aber „ein Parlament oder eine Meinungsumfrage“ sei diese Kirche nicht.

Doch trotz vieler Fragezeichen – natürlich machen die deutschen Bistümer mit. Die meisten beginnen mit diözesanen Auftaktveranstaltungen am kommenden Wochenende oder am Wochenende danach, in der Regel mit einem Gottesdienst des Bischofs. Das Bistum Dresden-Meißen zum Beispiel startet am Samstag in Bautzen. In einem Gespräch mit Thomas Sternberg, dem scheidenden Präsidenten des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), geht es um die Frage „Was ist unser Beitrag für den Synodalen Weg der Weltkirche?“. Anschließend folgt ein Gottesdienst mit Bischof Heinrich Timmerevers.

Ähnliche Gottesdienste gibt es am Sonntag unter anderem in Münster, Aachen, Osnabrück, Freiburg und Berlin. Im Limburg ist eine Gebetszeit im Dom geplant mit Vertretern der Bistumsgremien und Bischof Georg Bätzing. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz hatte sich am Wochenende in einem Interview des Bayerischen Rundfunks zur Weltsynode geäußert und sich dabei für „viel mehr demokratische Prozesse“ in der ausgesprochen.

Dies sei möglich, auch wenn die Kirche selbst keine Demokratie sei, sondern bischöflich verfasst mit dem Papst als letzter Entscheidungsinstanz. Es könne nur hilfreich sein, viele Menschen aller Schichten, Nationalitäten und Kulturen in solche Prozesse einzubinden. Bätzing gab sich zugleich zuversichtlich, dass die Ergebnisse des deutschen Reformdialogs Synodaler Weg dafür fruchtbar gemacht werden könnten. Einiges davon könne man auch „weltkirchlich aufsetzen“. Sehr viel zurückhaltender äußerte sich der Augsburger Bischof Bertram Meier. Er warnte vor nationalen Sonderwegen bei der Reform der Kirche: „Am deutschen Wesen wird die Weltkirche sicher nicht genesen.“

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx betonte mit Blick auf Weltsynode und Synodalen Weg, er sehe die Kirche an einem Wendepunkt: „Manches dafür wird sterben müssen, manches wird aber auch neu auferstehen.“ Niemand könne den Willen Gottes für sich alleine pachten: „Kirche ist nicht exklusiv, wir dürfen uns nicht abschotten, sondern müssen Zeugnis in dieser Welt geben.“ Die Synode sei kein Parlament, aber ein „Austausch, bei dem man zuhört, bei dem offenes Reden möglich sein muss, auch Debatte, auch Kritik gehören dazu.“

Diese ersten inhaltlichen Anstöße werden sicher in den kommenden Monaten weiter diskutiert werden. Einige Bistümer – zum Beispiel Paderborn, Trier, Speyer und Aachen – arbeiten auch an speziellen Formaten wie Bistumsforen oder greifen das Thema in den Beratungen ihrer regulären Gremien auf. Darüber hinaus geben die Bistümer, wie vom Papst gewünscht, die Themen der Weltsynode in ihre Pfarreien und Verbände. Schließlich soll sich jede und jeder weltweit beteiligen können. Die Ergebnisse sollen dann bistumsweit gesammelt und an die Bischofskonferenz weitergegeben werden. Die macht daraus wiederum eine Zusammenfassung, die anschließend nach Rom geht. Und bis dahin ist dann vielleicht auch etwas klarer, welches Motiv aus den verschiedenen Puzzleteilen entstehen soll.

Von Gottfried Bohl (KNA)

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