Papst Franziskus weitet Reisepläne aus

Wegen Corona-Pandemie und gesundheitlicher Probleme konnte der Papst zuletzt nur ein eingeschränktes Reiseprogramm absolvieren. Doch in den nächsten Monaten will er noch einmal richtig durchstarten und nimmt die Ränder Europas in den Blick.
Wegen Corona-Pandemie und gesundheitlicher Probleme konnte der Papst zuletzt nur ein eingeschränktes Reiseprogramm absolvieren. Doch in den nächsten Monaten will er noch einmal richtig durchstarten und nimmt die Ränder Europas in den Blick.

Papst Franziskus. –Foto: © Jorge Silva | Dreamstime.com

Lange Zeit ließ sich Papst Franziskus in Sachen Reisepläne nicht so recht in die Karten schauen. Vieles hing davon ab, wie gut oder wie schlecht er die schwere Darm-OP vom Juli verkraften würde. Inzwischen ist klar: Der 84-Jährige ist wieder voll einsatzfähig. Seine Auftritte in Budapest sowie in der Slowakei im September absolvierte er ohne nennenswerte Beeinträchtigung. Obendrein hat er sich kürzlich – dem Vernehmen nach – eine Corona-Boosterimpfung verabreichen lassen.

Papst plant rege Reisetätigkeit

Der angedachte Kurzbesuch beim Weltklimagipfel wurde zwar aus verschiedenen Gründen verworfen. Der Papst schickte stattdessen seinen Chefdiplomaten, Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, nach Glasgow. Doch in den nächsten Wochen und Monaten steht einer regen Reisetätigkeit des obersten Repräsentanten der katholischen Kirche nichts mehr im Wege.

Passend dazu bestätigte der Vatikan vor einigen Tagen den Besuch in Griechenland und Zypern. Wie Sprecher Matteo Bruni mitteilte, reist Franziskus vom 2. bis 4. Dezember zuerst nach Nikosia, anschließend für zwei Tage nach Athen und auf die Insel Lesbos. Die Flüchtlingslager dort besuchte er bereits im April 2016. Die erneute Visite entspricht dem Anliegen, die Länder an den EU-Außengrenzen verstärkt in den Fokus der Weltöffentlichkeit zu rücken. Dass dies durchaus geboten ist, zeigt nicht zuletzt die gegenwärtige Entwicklung an der Grenze zwischen Polen und Belarus.

Am Montag warnte Zyperns Innenminister Nicos Nouris vor einer Zunahme illegaler Migration aus dem von der Türkei besetzten Nordteil der Insel. „Im Durchschnitt verzeichnen wir täglich zwischen 60 und 100 Migranten“ über die von den UN kontrollierte Pufferzone, so Nouris. Er beschrieb die Lage als Ausnahmezustand und kündigte an, die Grenze verstärkt sichern zu lassen. Außerhalb der zypriotischen Hauptstadt Nikosia wurde Berichten zufolge schon Stacheldraht installiert.

Zypern wies in der Vergangenheit wiederholt auf die hohe Zahl aufgenommener Personen hin und forderte Hilfe von der EU. Gemessen an der Bevölkerung verzeichnete das Land laut EU-Statistik 2020 die meisten Erstasylanträge. Mit Spannung wird erwartet, ob und wie sich der Papst zu dieser heiklen Gemengelage äußert. Ist mit einem weiteren Appell für mehr „Geschwisterlichkeit“ zu rechnen – oder findet er einen neuen Ansatz, um Europa ins Gewissen zu reden? Und wie wird die heimische Bevölkerung auf seine Worte reagieren?

Anhaltende Migrationskrise

Der Lateinische Patriarch von Jerusalem machte derweil erste Angaben zum Programm. So werde Franziskus eine Messe in einem Stadion halten und sich mit Migranten treffen, erklärte Erzbischof Pierbattista Pizzaballa in einem Schreiben an Priester und Gläubige der Insel. Zypern ist kirchlich dem Patriarchat in Jerusalem zugeordnet.

Ebenso von der anhaltenden Migrationskrise betroffen ist Griechenland. Der Vorsitzende der katholischen Bischofskonferenz des Mittelmeerlandes betonte, dass der Papstbesuch für alle Griechen bedeutsam sei – nicht nur für die Minderheit der Katholiken. „Er wird uns um seine Person versammeln“, sagte Athens Erzbischof Sevastianos Rossolatos nach der Zusage aus dem Vatikan. Er erinnerte daran, dass die Reise anlässlich des 200. Jahrestages des Unabhängigkeitskrieges gegen das Osmanische Reich stattfinde. „Der Papst wird kommen, um uns zu unterstützen und zu ermutigen“, so Rossolatos. Dies sei auch für die Mehrheit der orthodoxen Christen wichtig.

Bevor es dazu kommt, unternimmt Franziskus einen Kurzausflug in den italienischen Wallfahrtsort Assisi. Dort wird er am Freitag die Basilika Santa Maria degli Angeli aufsuchen und 500 arme Menschen aus verschiedenen Teilen Europas treffen. Für das nächste Jahr hat sich das Kirchenoberhaupt Reisen nach Afrika und Ozeanien vorgenommen. Ein schon länger geplanter Besuch in Osttimor und Papua-Neuguinea müsse endlich nachgeholt werden, der Kongo stehe ebenfalls auf der Liste. Es hat den Anschein, als wolle der Mann, der am 17. Dezember sein 85. Lebensjahr vollendet, keine Zeit mehr verlieren.

Von Alexander Pitz (KNA)