Auf die mutmaßlichen Unstimmigkeiten bei der Vergabe von Gutachter-Aufträgen ist das Erzbistum Köln durch einen Hinweis des eigenen Finanzchefs aufmerksam geworden.
Köln – Auf die mutmaßlichen Unstimmigkeiten bei der Vergabe von Gutachter-Aufträgen ist das Erzbistum Köln durch einen Hinweis des eigenen Finanzchefs aufmerksam geworden. Der Ökonom der Diözese, Gordon Sobbeck, habe Weihbischof Rolf Steinhäuser „über den Anfangsverdacht auf einen Verstoß gegen kirchenrechtliche Normen informiert und dringend gebeten, den Sachverhalt mit kirchen- und zivilrechtlicher Kompetenz zu prüfen“, teilte das Erzbistum am Freitag auf Anfrage mit. Dem sei Steinhäuser, der während der Auszeit von Kardinal Rainer Maria Woelki das Bistum leitet, unmittelbar nachgekommen.
Zugleich dementierte die Diözese eine Behauptung des Kirchenrechtlers Thomas Schüller, wonach sich der Finanzchef selbst im Vatikan angezeigt hat. Schüller hatte sich in einem Interview des Portals katholisch.de (Freitag) entsprechend geäußert. Konkret geht es um die Beauftragung von Juristen und Kommunikationsberatern durch Woelki und seinen Generalvikar Markus Hofmann im Zuge der Missbrauchsaufarbeitung. Für diese Zwecke hatten sie zwischen 2019 und 2021 rund 2,8 Millionen Euro aus einem bischöflichen Sondervermögen aufgewandt.
Gremien des Erzbistums Köln nicht den Regeln des Kirchenrechts entsprechend einbezogen
Wie das Erzbistum am Dienstag mitteilte, wurden bei der Vergabe der Gelder zwei entscheidende Gremien, der Vermögensrat und das Domkapitel, nicht den Regeln des Kirchenrechts entsprechend einbezogen. Daraufhin habe Steinhäuser zwei unabhängige Kirchenrechtler mit der Prüfung beauftragt und den Vatikan informiert. Zur Dauer des Verfahrens machte die Diözese zunächst keine Angaben.
Die Aufarbeitung von Missbrauchsfällen sorgt im Erzbistum Köln seit Monaten für eine Vertrauenskrise. Kardinal Woelki befindet sich seit Oktober in einer Auszeit. Papst Franziskus hatte nach einer Untersuchung erklärt, Woelki habe „große Fehler“ vor allem in der Kommunikation gemacht, aber keine Verbrechen vertuschen wollen. Der Kardinal betonte, er wolle nach der am Aschermittwoch endenden Auszeit seinen Dienst wieder aufnehmen.