Overbeck zu Weihnachten: Weite der Wissenschaften anerkennen

Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck warnt davor, in den gegenwärtig unsicheren Zeiten auf einfache Lösungen und falsche Gewissheiten zu setzen.
Bischof Franz-Josef Overbeck. (Foto: Bistum Essen)

Bischof Franz-Josef Overbeck. (Foto: Bistum Essen)

Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck warnt davor, in den gegenwärtig unsicheren Zeiten auf einfache Lösungen und falsche Gewissheiten zu setzen. In seiner am Mittwoch veröffentlichten Weihnachtsbotschaft nennt er es eine wichtige Aufgabe, in der hochkomplexen digitalen wie globalen Welt „Menschen der Vernunft“ zu bleiben, „die den Blick für die Weite und das Segensreiche der Wissenschaften behalten“.

„Mich sorgt, dass nicht wenige Menschen der Versuchung erliegen, vorschnell und gegen jede Vernunft auf die trügerische Sicherheit vermeintlich eindeutiger Wahrheiten zu vertrauen, die häufig keinen Kompromiss und keinen Dialog mehr zulassen“, sagte Overbeck. Zeiten der Unsicherheit seien auch deshalb „gefährliche Zeiten“, weil manche einfache Lösungen versprechen, um ihre eigenen Interessen durchzusetzen. Unsichere Zeiten seien aber auch „eine Einladung, sich auf Ungewohntes einzulassen und gemeinsam mit anderen die Chance des Anfangs zu nutzen“.

Unsicherheiten sind nach den Worten des Bischofs derzeit auch im kirchlichen Leben wahrzunehmen. „Für viele ist der Glaube heute identisch mit oft nicht mehr verstehbaren, manchmal magischen, manchmal aus fernen Zeiten kommenden Formen von Religionsausübung, die den Menschen unserer Tage nicht mehr entsprechen.“ Immer mehr verabschiedeten sich wohl auch deswegen aus der Gemeinschaft der Kirche. „Erst recht gilt dies angesichts der Folgen des Missbrauchsskandals, der all das deutlich macht, was über viele Jahrzehnte und Jahrhunderte hinweg unsere Kirche unheilvoll geprägt hat und uns zu einer neuen Ehrlichkeit auffordert“, so der Ruhrbischof.

„Es ist nicht zu leugnen, dass das schreckliche Unheil, das weltweit in unserer Kirche geschehen ist, nach grundsätzlichen Veränderungen verlangt.“ Dabei gehe es um Fragen nach Macht, der Güte von Beziehung und Partnerschaft, Geschlechtergerechtigkeit und einem glaubwürdigen priesterlichen Dienst. Das Weihnachtsfest zeigt laut Overbeck, dass Gott in einem Kind Mensch werde und sich damit selbst in das Unsichere begeben. „In ihm kommt Gott ohne Waffen und ohne große Kraft, weil er nicht der Gott der Eroberungen von außen ist, sondern weil er alle Menschen von innen gewinnen will.“

kna