125 Mitarbeitende der katholischen Kirche haben sich in einer bundesweiten Kampagne als queer geoutet. Das Ruhrbistum unterstützt die Aktion, die fordert, dass etwa ein homosexuelles Liebesleben keine Konsequenzen für einen kirchlichen Arbeitsvertrag hat. Generalvikar Pfeffer: „Das Privatleben ist Privatsache.“
#OutInChurch – für eine Kirche ohne Angst: 125 Mitarbeitende aus den verschiedensten Bereichen der katholischen Kirche in Deutschland haben sich am Montag in einer bundesweit beachteten Kampagne als schwul, lesbisch oder anderweitig queer geoutet. Ein Manifest, zahlreiche Medienberichte und die ARD-Fernsehdokumentation „Wie Gott uns schuf“ (Montag, 24.1., 20.30 Uhr sowie in der ARD-Mediathek) sollen einen neuen Anstoß für eine Diskussion über den Umgang der Kirche mit queeren Menschen geben – insbesondere, wenn sie für kirchliche Einrichtungen arbeiten.
Keine Arbeitsrechtlichen Konsequenzen im Bistum Essen
Das Bistum Essen unterstützt die von dem Hammer Pfarrer Bernd Mönkebüscher und dem Hamburger Religionspädagogen Jens Ehebrecht-Zumsande gestartete Aktion. Dies erklärte die Diözese am Montagabend. Bischof Franz-Josef Overbeck hatte bereits vor zwei Jahren die Kirche zu einer „Entpathologisierung“ der Homosexualität aufgerufen. In einem Gastbeitrag für die Herder-Korrespondenz regte an, er eine „kirchliche Debatte über die Wahrnehmung und Bewertung von Homosexualität so zu führen, dass die kaum vernarbten Wunden vergangener Verletzungen nicht erneut aufgerissen werden“. Mit Blick auf „#OutInChurch“ erklärte er jetzt in der Bild-Zeitung: „Liebe in partnerschaftlicher Verantwortung ist eine Frage des Respekts, der gegenseitigen Achtung und der tiefen inneren Gefühle und Empfindungen.“
Für kirchliche Angestellte habe ein offenes Bekenntnis zur Homosexualität keine arbeitsrechtlichen Konsequenzen, stellt Generalvikar Klaus Pfeffer klar. Er verschweigt aber auch nicht, dass dies in der Vergangenheit anders gewesen sei. Davon berichtet auch Rainer Teuber, Leiter Museumspädagogik und Besucherservice der Essener Domschatzkammer, der sich an „#OutInChurch“ beteiligt und einer der Protagonisten der ARD-Dokumentation ist. Darin berichtet er, wie sein heutiger Mann und er 2004 nach der Eintragung ihrer Lebenspartnerschaft Angst hatten, dass die Information darüber auch seinen kirchlichen Arbeitgeber erreicht.
Klaus Pfeffer schildert Sicht eines Leitungsverantwortlichen
Gleichzeitig habe er sich damals mit Blick auf die Grundsätze der katholischen Kirche als illoyal empfunden. Heute ist sein Verhältnis zu seinem kirchlichen Arbeitgeber mit Blick auf sein Privatleben deutlich entspannter. Offiziell geoutet habe er sich vor rund drei Jahren. Damals protestierte Teuber dagegen, dass bei einer öffentlichen Veranstaltung in einem Wortbeitrag „wieder die unselige Verbindung zwischen Homosexualität, Pädophilie und Missbrauch“ gezogen worden sei, sagt Teuber. Für diesen Schritt habe er auch von Bischof Overbeck Zuspruch erhalten.
Generalvikar Pfeffer beteiligt sich im Rahmen von „#OutInChurch“ an einem gleichnamigen Buch, das im Mai im Herder-Verlag erscheint (ISBN: 978-3-451-03367-4). In seinem Beitrag schildert er die Sicht eines Leitungsverantwortlichen der katholischen Kirche auf das Thema und beschreibt seine eigene Entwicklung: Für ihn habe es Homosexualität als Thema weder im Gespräch mit der Familie oder Freunden in seiner Heimat des ländlich-katholischen Sauerlands noch später unter den angehenden Priestern im Ruhrgebiet gegeben.
„Eine Ahnung von dem enormen Leid“
„Es war für mich als heterosexueller Mensch sehr befreiend, im Laufe meines Lebens immer mehr homosexuelle Menschen zu treffen und so ihre Sicht auf das Leben und die Liebe kennenzulernen.“ Zugleich habe er gerade durch diese Kontakte „eine Ahnung von dem enormen Leid erhalten, das unsere Kirche mit ihrer rigiden Sexualmoral Menschen angetan hat, die nicht in dieses hetero-normative Schema passten“. Gerade mit Blick auf das kirchliche Arbeitsrecht sei hier noch viel Aufarbeitung nötig. „#OutInChurch“ setze hier wichtige Impulse, gerade weil diese Initiative nicht nur auf das Ruhrbistum beschränkt sei, sondern bundesweit in der Kirche für neue Diskussionen sorge, so Pfeffer.