Erzbischof Heße will Mitsprache der Katholiken „auf Augenhöhe“

Der Hamburger Erzbischof Stefan Heße will die Katholiken im Norden mehr an Entscheidungen beteiligen. 

Der Hamburger Erzbischof Stefan Heße will die Katholiken im Norden mehr an Entscheidungen beteiligen. „Ich möchte, dass im Erzbistum Hamburg das ‚Prinzip Augenhöhe‘ gilt“, schreibt Heße in einem am Samstag veröffentlichten Hirtenwort. „Das gilt auch für die Bischöfe und natürlich auch für mich.“ Macht dürfe nie dazu gebraucht werden, dass ein Mensch über einen anderen Herrschaft und Dominanz ausübe – erst recht nicht in der Kirche.

Heße kündigt in dem Dokument mehrere Maßnahmen an für das Erzbistum mit seinen rund 386.000 Mitgliedern in Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg. So werde in den nächsten Monaten ein Beschwerdemanagement eingerichtet. Es solle ermöglichen, Beschwerden an unabhängige Kontaktpersonen zu richten. Die diözesanen Gremien wie der Pastoralrat und der Wirtschaftsrat werden laut dem Erzbischof einer Prüfung unterzogen und weiterentwickelt.

Eine neue Projektgruppe solle „experimentelle Stellenformate“ im Bereich der Seelsorge entwickeln, so Heße. Er selbst will eine regelmäßige offene digitale Gesprächsstunde anbieten. Zudem denke er über einen „Tag des offenen Bischofshauses“ für alle haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter nach.

Heße schreibt an die norddeutschen Katholiken: „Durch meine Fehler im Rahmen der Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs im Erzbistum Köln sind viele von Ihnen verunsichert, ist Vertrauen gebrochen, ist die Resignation bei nicht wenigen verstärkt.“ In den vergangenen Monaten habe er viele Gespräche mit den Gremien, verschiedenen Gruppierungen und auch Einzelnen im Erzbistum geführt. Dabei habe er auch manchen Zorn gespürt, bis hin zu Verzweiflung an der Kirche. „Das schmerzt auch mich und meine Fehler tun mir leid“, so der Erzbischof. „Auch ich trage für diese Situation Verantwortung.“

Das im vergangenen Jahr veröffentlichtes Gutachten zum Umgang mit sexuellem Missbrauch im Erzbistum Köln wirft Heße elf Pflichtverletzungen vor. Er war in der rheinischen Diözese Personalchef und Generalvikar, bevor er 2015 nach Hamburg wechselte. Heße hatte daraufhin dem Papst im März vergangenen Jahres seinen Rücktritt angeboten und sich zurückgezogen. Als Franziskus im September ablehnte, nahm der Erzbischof seine Amtsgeschäfte wieder auf.

Die Entscheidung des Papstes, seinen Amtsverzicht nicht anzunehmen, und die vielen Gespräche forderten ihn heraus, seine Verantwortung als Bischof konsequent wahrzunehmen, heißt es in dem Hirtenwort weiter. „Für mich liegt darin ein deutlicher Auftrag zur Arbeit an mir selbst und zur systemischen Veränderung“, so Heße. Das Erzbistum arbeite entschlossen daran, „Strukturen und Prozessen, die jede Form von Missbrauch begünstigen könnten, entgegenzuwirken“. Künftig werde es über die Fortschritte im Bereich Prävention, Intervention und Aufarbeitung einen jährlichen umfassenden Tätigkeitsbericht geben.

kna