Bischof Genn: Aktuelle Kirchensituation „sehr dramatisch“

Als „dramatisch“ hat der Münsteraner Bischof Felix Genn die aktuelle Situation der katholischen Kirche bezeichnet.
Münster – Als "sehr dramatisch" hat der Münsteraner Bischof Felix Genn die aktuelle Situation der katholischen Kirche bezeichnet. Die Veröffentlichung des Münchner Missbrauchsgutachtens sowie die Aktion #OutInChurch zeigten das Leid vieler Menschen in der Kirche, sagte Genn am Freitagabend bei einer Sitzung des Diözesanrates. "Jeder, der im Raum der Kirche hierfür Verantwortung hatte und hat, muss sich dieser Verantwortung stellen. Und da beginne ich nicht bei anderen, sondern bei mir selbst."

Bischof Felix Genn –Foto: cbm

Als „sehr dramatisch“ hat der Münsteraner Bischof Felix Genn die aktuelle Situation der katholischen Kirche bezeichnet. Die Veröffentlichung des Münchner Missbrauchsgutachtens sowie die Aktion #OutInChurch zeigten das Leid vieler Menschen in der Kirche, sagte Genn am Freitagabend bei einer Sitzung des Diözesanrates. “Jeder, der im Raum der Kirche hierfür Verantwortung hatte und hat, muss sich dieser Verantwortung stellen. Und da beginne ich nicht bei anderen, sondern bei mir selbst.”

Genn: harte Arbeit sei, Synodalität einzuüben

Genn verwies zudem auf die Aufarbeitung sexuellen Missbrauch im Bistum: “Die Historikerkommission der Universität Münster, die den sexuellen Missbrauch im Bistum Münster untersucht, arbeitet in völliger Unabhängigkeit von uns.” Alle Akten seien ihr frei zugänglich. Voraussichtlich im Juni werde der Bericht vorgelegt. “Erst dann werde auch ich die Ergebnisse der Untersuchung erfahren”, so der Bischof.

Im Blick auf den Synodalen Weg und die jüngste Synodalversammlung betonte Bischof Genn, dass es harte Arbeit sei, Synodalität einzuüben. Am Ende des Synodalen Wegs würden nach der ersten und zweiten Lesung sicher auch einige Kompromisstexte verabschiedet werden, „aber insgesamt sind wir uns doch sehr einig, dass die Kirche einen Weg der Erneuerung gehen muss“, sagte der Bischof.

Notwendigkeit einer Reform des kirchlichen Arbeitsrechts

Der Münsteraner Generalvikar Klaus Winterkamp sprach sich ebenfalls am Freitagabend für eine Reform aus. Es dürfe wegen der sexuellen Orientierung oder dem Familienstand von Mitarbeitenden keine Sanktionen mehr geben. “Das muss für alle Berufsgruppen gelten, auch für die Mitarbeitenden in der Seelsorge”, sagte er. Im Rahmen der Kampagne #OutInChurch hatten im Januar 125 Menschen öffentlich über ihre sexuelle Orientierung und geschlechtliche Identität gesprochen und damit die Debatte um das kirchliche Arbeitsrecht befeuert.

Die Grundordnung des kirchlichen Dienstes war auch Thema auf der letzten Vollversammlung des kirchlichen Reformprozesses Synodaler Weg. Der Paderborner Generalvikar Alfons Hardt erklärte jüngst, er rechne mit einer Reform des Arbeitsrechts im Sommer: “Ich gehe davon aus, dass im Juni eine grundlegend veränderte Grundordnung des kirchlichen Dienstes von den Bischöfen beschlossen wird.”

Rückmeldungen aus Münster zum weltweiten synodalen Weg

In Münster wurde am Freitagabend auch eine Zusammenfassung von Rückmeldungen aus dem Bistum zu dem von Papst Franziskus ausgerufenen weltweiten synodalen Weg vorgestellt. Laut einer Mitteilung von Samstag zeigen dabei viele Äußerungen, dass Menschen das Vertrauen in eine “zuhörende Kirche” verloren hätten. Kritisiert werde, dass es “keine wirkliche Mitwirkung und Mitentscheidungskompetenz” gebe. Es gebe den Wunsch nach einem “ergebnisoffenen, gemeinsamen Prozess”.

Weiter heißt es: “Die strenge Hierarchie und Autorität kirchlicher Strukturen wird grundsätzlich von den meisten Teilnehmenden in Frage gestellt.” Besonders schwer wiege “der Missbrauch von Macht durch Priester”. Aber auch “von administrativen Aufgaben überforderte oder als ‘zu weit weg von den Menschen’ wahrgenommene Pfarrer” würden mit Sorge beobachtet. Zugleich werde aber unterstrichen, dass sich meist ein gutes Miteinander mit dem Pfarrer und anderen Hauptamtlichen eingespielt habe.

Für jene, die sich Veränderungen wünschten, sei vor allem wichtig, eine Ausgrenzung von Geschiedenen, Wiederverheirateten, Menschen aus anderen Konfessionen, nicht heterosexuellen Menschen, Frauen und jungen Leuten zu beenden. Zugleich hieß es, dass “einige wenige Rückmeldungen” davor gewarnt hätten, dass Kirche sich nicht allein am Zeitgeist orientieren solle.

kna

12. Februar 2022, 11:00 Ergänzt um die letzten drei Absätze.

Paderborner Generalvikar rechnet mit neuem Arbeitsrecht im Juni