Kohlgraf gegen Reform-Selbstverpflichtung

Unter den deutschen Bischöfen regt sich Kritik am Erwartungsmanagement der Reformer in der katholischen Kirche.
Unter den deutschen Bischöfen regt sich Kritik am Erwartungsmanagement der Reformer in der katholischen Kirche. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf erklärte am Mittwoch, er wolle vorerst keine Selbstverpflichtung zur Umsetzung von Reformen abgeben, weil ein solches Versprechen absehbar nicht einzulösen sei. Die am 10. Februar unter anderem vom Präsidium des Synodalen Wegs veröffentlichte "Frankfurter Erklärung" werde er nicht unterschreiben, betonte Kohlgraf in Mainz.

Bischof Peter Kohlgraf (Foto: Bistum Mainz)

Unter den deutschen Bischöfen regt sich Kritik am Erwartungsmanagement der Reformer in der katholischen Kirche. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf erklärte am Mittwoch, er wolle vorerst keine Selbstverpflichtung zur Umsetzung von Reformen abgeben, weil ein solches Versprechen absehbar nicht einzulösen sei. Die am 10. Februar unter anderem vom Präsidium des Synodalen Wegs veröffentlichte „Frankfurter Erklärung“ werde er nicht unterschreiben, betonte Kohlgraf in Mainz.

Selbstverpflichtung gegen Machtmissbrauch und Diskriminierung sowie für Geschlechtergerechtigkeit

Die „Frankfurter Erklärung: Für eine Synodale Kirche“ zielt auf eine Selbstverpflichtung aller Unterzeichnenden gegen Machtmissbrauch und Diskriminierung sowie für Geschlechtergerechtigkeit in der katholischen Kirche. Sie wurde unter anderem vom Bischofskonferenz-Vorsitzenden, dem Limburger Bischof Georg Bätzing, unterschrieben. Die im Internet zugängliche Petition hatte am Mittwochmittag bereits mehr als 12.000 Unterzeichner.

Kohlgraf erklärte, er wolle vor dem endgültigen Abschluss der Beratungen des Synodalen Weges keine Selbstverpflichtungen abgeben. „Es gibt Selbstverpflichtungen, die in letzter Konsequenz erst eingelöst werden können, wenn die Weltkirche, sprich der Papst, diese Anliegen aufgreift und freigibt, vielleicht sogar ein Konzil. Jetzt aber Versprechen abzugeben, die ich in absehbarer Zeit nicht werde einlösen können, scheint mir problematisch“, so der Mainzer Bischof.

Skeptisch bei Forderungen der Generalvikare

Skeptisch äußerte sich Kohlgraf auch zu dem am 14. Februar veröffentlichten Offenen Brief von elf Generalvikaren deutscher Bistümer, die einen sofortigen Verzicht auf arbeitsrechtliche Konsequenzen für queere und wiederverheiratete Mitarbeitende fordern. „Auch hier sehe ich die Gefahr, dass vorschnell Forderungen aufgestellt werden, die einer gründlicheren Reflexion bedürfen.“ Vielmehr sei eine sorgfältige Überarbeitung des kirchlichen Arbeitsrechts notwendig.

Er könne sich nicht der Haltung anschließen, „dass jeder Aspekt des Privatlebens ohne dienstrechtliche Relevanz ist“, betonte Kohlgraf. Der Mainzer Generalvikar und Weihbischof Udo Markus Bentz erläuterte dazu, er denke hierbei zum Beispiel an einen möglichen Austritt aus der Kirche. „Die persönliche Lebensführung derer, die in der Kirche arbeiten, prägt auch die Glaubwürdigkeit der Kirche“, so Bentz in einer eigenen Stellungnahme. Auch die „grundsätzliche Notwendigkeit, Loyalität als einen Baustein unserer kirchlichen Grundordnung zu beschreiben“, stehe für ihn außer Frage.

Bistum Mainz mache keinen Gebrauch von arbeitsrechtlichen n Maßnahmen

Den Offenen Brief von elf Generalvikaren habe er selbst nicht unterschrieben, auch wenn er inhaltlich mitgehe, betonte Bentz. Er tue sich schwer, „als Generalvikar einen solchen Brief an die Bischöfe zu richten“, so Bentz. „Diesen Brief müssten die Generalvikare eigentlich an sich selbst schreiben.“ Denn sie seien wesentlich an diesen Prozessen beteiligt. Er stehe dazu, „dass das Bistum Mainz keinen Gebrauch von den in der Grundordnung vorgesehenen arbeitsrechtlichen Maßnahmen in den vergangenen Jahren gemacht hat, wenn Menschen sich als Geschiedene standesamtlich wiederverheiraten oder in einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft leben“, so Bentz.

Er mache sich zusammen mit Bischof Kohlgraf für eine „gute Überarbeitung der Grundordnung“ stark, um allen, die in den kirchlichen Einrichtungen des Bistums arbeiten, Rechtssicherheit geben zu können. Bentz: „Ich will kein Versteckspiel. Ich möchte, dass wir authentisch miteinander umgehen. Ich will kein doppeltes Spiel.“

Von Norbert Demuth (KNA)

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