Thomas de Maiziere: Behutsam mit Begriff Menschenwürde umgehen

Der frühere Bundesinnen- und -verteidigungsminister Thomas de Maiziere ruft zu einem behutsamen Umgang mit dem Begriff der Menschenwürde auf.
Essen – Der frühere Bundesinnen- und -verteidigungsminister Thomas de Maiziere ruft zu einem behutsamen Umgang mit dem Begriff der Menschenwürde auf. "Seien wir zurückhaltend und besonnen, wenn wir die Menschenwürde ins Feld führen! Sie ist so kostbar wie ein Schatz", sagte er am Freitagabend bei seiner Fastenpredigt im Essener Dom: Nicht jede Sozialhilfekürzung, jede Polizeiaktion und nicht einmal die viel diskutierte Corona-Impfpflicht sei gleich automatisch ein Angriff auf die Menschenwürde, so der CDU-Politiker.

Thomas de Maizière –Foto: Achim Pohl/Bistum Essen

Der frühere Bundesinnen- und -verteidigungsminister Thomas de Maiziere ruft zu einem behutsamen Umgang mit dem Begriff der Menschenwürde auf. “Seien wir zurückhaltend und besonnen, wenn wir die Menschenwürde ins Feld führen! Sie ist so kostbar wie ein Schatz”, sagte er am Freitagabend bei seiner Fastenpredigt im Essener Dom: Nicht jede Sozialhilfekürzung, jede Polizeiaktion und nicht einmal die viel diskutierte Corona-Impfpflicht sei gleich automatisch ein Angriff auf die Menschenwürde, so der CDU-Politiker.

De Maiziere sprach auch Fernsehshows wie “Big Brother” oder “Dschungelcamp” an: “Sich unter dauernder und ungehemmter Beobachtung zu befinden, sich unter widrigsten Bedingungen von Insekten und Tiergenitalien ernähren zu müssen, das würden wir im normalen Leben als menschenunwürdig bezeichnen.” Aber gebe es einen Unterschied, wenn ein Mensch dies freiwillig mache und dafür bezahlt werde, fragte der Politiker weiter. Man könne auch sagen, “der Wert der Menschenwürde und der daraus abgeleiteten Freiheit geht so weit, dass man auf sie freiwillig verzichten kann”.

Wenn die Menschenwürde ein universelles Menschenrecht sei, dann gelte sie für alle Menschen – unabhängig von ihrer Geburt, ihrer Herkunft und ihrer Nationalität, ergänzte der Jurist und Protestant. Deshalb hätten etwa Flüchtlinge in Deutschland genau den gleichen Anspruch auf Menschenwürde wie die deutsche Bevölkerung.

Aber müsse Deutschland “notfalls auch militärisch eingreifen, wenn irgendwo in der Welt die Menschenwürde mit Füßen getreten wird?”, fragte er weiter. Dürfe man mit Ländern zusammenarbeiten, die die Menschenwürde verletzen – oder aktuell: “Dürfen wir überhaupt Gas importieren von Russland, das gerade in das Gebiet seines Nachbarn einmarschiert?”

De Maiziere betonte darüber hinaus, “die nationale Souveränität, die beschränkte Kraft Deutschlands und die eigene Geschichte gebieten es, dass man sich auch nicht als politischer Missionar der Welt aufspielt, um anderen Staaten und Kulturen diese Vorstellung von ‘unserer’ Menschenwürde gegen ihren Willen und ihre Tradition aufzuzwingen.”

Er warnte vor einem “Moral-Kolonialismus” und erinnerte daran, dass es nicht viele Länder auf der Welt gebe, die die deutsche Vorstellung von einer individuellen und universellen Menschenwürde teilten, die der Staat zu schützen habe. Auch der demokratische Rechtsstaat müsse den Dialog führen mit Machthabern, die die Menschenwürde missachten.