Lawrow telefoniert mit Kardinalstaatssekretär Parolin

Russlands Außenminister Sergej Lawrow hat am Dienstag mit dem vatikanischen Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin telefoniert.
Russlands Außenminister Sergej Lawrow hat am Dienstag mit dem vatikanischen Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin telefoniert.

Kardinal Pietro Parolin –Foto: © Palinchak | Dreamstime.com

Russlands Außenminister Sergej Lawrow hat am Dienstag mit dem vatikanischen Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin telefoniert. Lawrow erklärte nach Angaben seines Ministeriums die “Ursachen und Ziele des speziellen Militäreinsatzes, der in der Ukraine durchgeführt wird”. Es seien humanitäre Fragen besprochen worden, einschließlich Maßnahmen zum Schutz der Zivilbevölkerung, der Organisation humanitärer Korridore und der Hilfe für Geflüchtete.

Der Vatikan bestätigte am Dienstagnachmittag die zuvor von russischer Seite verbreitete Mitteilung. In dem Gespräch habe Parolin die “tiefe Besorgnis von Papst Franziskus über den anhaltenden Krieg in der Ukraine zum Ausdruck” gebracht und seine Forderung nach einem Ende der bewaffneten Angriffe und nach humanitären Korridoren wiederholt. Zudem habe der Heilige Stuhl seine Bereitschaft bekräftigt, “alles zu tun, um sich in den Dienst dieses Friedens zu stellen”. Lawrow nannte als Gesprächsthema indes die “Ursachen und Ziele des speziellen Militäreinsatzes, der in der Ukraine durchgeführt wird”. Es seien humanitäre Fragen besprochen worden, einschließlich Maßnahmen zum Schutz der Zivilbevölkerung, der Organisation humanitärer Korridore und der Hilfe für Geflüchtete.

Papstgesandter im Krisengebiet

Der Außenminister und die Nummer zwei des Vatikan hätten die Hoffnung ausgedrückt, dass die nächste Gesprächsrunde zwischen Moskau und Kiew so bald wie möglich stattfinden werde und die Hauptprobleme der Krise gelöst würden, um die Kampfhandlungen zu beenden, hieß es weiter. Parolin hätte seine Besorgnis über die Lage in der Ukraine geäußert. Mit dem Gespräch verstärkt und konkretisiert der Vatikan seine Vermittlungsbemühungen im Ukraine-Krieg. Parolin hatte bereits Ende Februar vatikanische Hilfe bei einem Dialog zwischen Russland und der Ukraine angeboten, aber noch keine konkrete Vermittlung angesprochen. Wenige Tage zuvor hatte der Papst überraschend die Russische Botschaft am Heiligen Stuhl besucht. Darüber hinaus ruft Franziskus seit Wochen zu Friedensgebeten für die Ukraine auf und verurteilt die Waffengewalt mit scharfen Worten.

Derweil machten sich die beiden Papstgesandten Kardinal Konrad Krajewski und Kardinal Michael Czerny persönlich ein Bild von der Lage. Der Sozialbeauftragte des Papstes, Kardinal Krajewski, befand sich bereits in der Ukraine, wie ein auf Twitter verbreitetes Foto zeigt. In der westukrainischen Stadt Lwiw (Lemberg) sollte er nach zunächst unbestätigten Angaben auf den Kiewer Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk treffen. Dieser hatte den päpstlichen Gesandten in einer Videobotschaft in der Ukraine willkommen geheißen.

Der polnische Kardinal startete seine Reise am Sonntagabend in Richtung seines Heimatlandes. Er habe keine Angst, sagte er Vatican News vor seiner Abreise. Es gehe bei dem Einsatz darum, “das Evangelium in seiner reinsten Form zu leben”. Er ging zudem auf jüngste Forderungen des Bürgermeisters von Kiew, Vitali Klitschko, ein. Krajewski wisse, dass Klitschko alle Glaubensvertreter gebeten habe, zu kommen und der Bevölkerung beizustehen. Ob er es bis in die ukrainische Hauptstadt schaffe, wisse er noch nicht. Am Montagabend besuchte Krajewski die polnisch-ukrainische Grenze. Er verteilte von Franziskus gesegnete Rosenkränze und besuchte Geflüchtete in einer Turnhalle in Przemysl.

Ordensfrauen aus Kiew fliehen vor dem Krieg Richtung Polen

Der Interimsleiter der vatikanischen Entwicklungsbehörde, Kardinal Czerny, befand sich zuletzt in Ungarn. In Budapest traf er laut Vatican News freiwillige Helfer der Caritas und Malteser. Diese kümmern sich am Bahnhof Keleti täglich um etwa 2.500 Menschen auf der Flucht aus der Ukraine. Auf Twitter kommentierte der Kardinal seinen Einsatz: “Die Nähe zu seinem Volk, zu seinen Kindern, die leiden, ist der Weg, den Gott gewählt hat, um in die Geschichte der Welt einzutreten. Selbst um den Preis, am Kreuz zu enden.”

Vor seiner Abreise erklärte der gebürtige Tscheche, sich auch gegen Menschenhandel einsetzen zu wollen, “der an den Grenzen und in den Erstaufnahmeländern eingesetzt hat”. Ein weiteres Anliegen sei die sichere Flucht von in der Ukraine lebenden Afrikanern und Asiaten, “die unter Ausgrenzung und manchmal Ablehnung leiden”, so Czerny. Franziskus hatte die Entsendung der Kardinäle am Sonntag persönlich angekündigt. Die Anwesenheit der beiden Kirchenmänner stehe für die Präsenz des Papstes und solle zeigen: “Der Krieg ist ein Wahnsinn! Hört auf mit dieser Grausamkeit!”, so die Worte des Kirchenoberhaupts.

Die Schwestern vom Orden der Unbeschuhten Karmeliten sind angesichts der russischen Angriffe aus der ukrainischen Hauptstadt Kiew geflohen. “Da der Krieg mit seinen Schrecken (Morde und Vergewaltigungen) nahe ist, haben die Schwestern von Kiew beschlossen, heute die Ukraine zu verlassen, um in Polen Zuflucht zu suchen”, twitterte die in Rom ansässige Generalkurie des Ordens am Dienstag.

EU-Kulturminister sichern Menschen in der Ukraine Hilfe zu

Der Kultur- und Medienministerrat der EU erklärt sich solidarisch mit den Menschen in der Ukraine und betont die Werte der Demokratie, Presse- und Meinungsfreiheit. “Was wir jetzt mehr denn je sicherstellen müssen, ist die Versorgung mit verlässlichen Informationen”, sagte die deutsche Kulturstaatsministerin Claudia Roth am Dienstag in Berlin. Sie sei sich mit ihren Kolleginnen und Kollegen in der EU einig, dass gerade jetzt freie und unabhängige Medien besonders geschützt und gestärkt werden müssten. Dazu gehöre auch die Möglichkeit für eine staatliche Förderung der Verbreitung von Presseerzeugnissen insbesondere im ländlichen Raum. “Zudem gilt es, die Nachrichten- und Medienkompetenz junger Menschen zu stärken, auch mit Blick auf Desinformationen und ‘Fake News'”, so die Grünen-Politikerin.

Nach einem Treffen am Montag und Dienstag im französischen Angers verurteilten die Kultur- und Medienbeauftragten in einer gemeinsamen Erklärung den russischen Einmarsch in die Ukraine aufs Schärfste. Zugleich drückten sie ihre Sorge um das kulturelle Erbe der Ukraine aus, das unmittelbar von den Kriegshandlungen bedroht ist. Mit Blick auf die ukrainischen Medien- und Kulturschaffenden sagten sie ihre uneingeschränkte Unterstützung zu – auch für diejenigen, die ihre unabhängige Berichterstattung vor Ort weiter fortsetzen. Die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in ver.di teilte unterdessen mit, sie unterstütze zusammen mit der Organisation Reporter ohne Grenzen (ROG) die Forderung an die deutsche Bundesregierung, unkomplizierte Aufnahmeverfahren für aus Russland flüchtende Medienschaffende zu ermöglichen, ohne vorher zu besorgende Visa und Impfauflagen. “Putins Krieg ist auch ein Krieg gegen unabhängige Medienschaffende und die Pressefreiheit, sagte dju-Bundesgeschäftsführerin Monique Hofmann.

Soforthilfe in Aussicht gestellt

Kulturstaatsministerin Roth hatte Ende Februar bereits rund eine Million Euro Soforthilfe in Aussicht gestellt, um gemeinsam mit dem Auswärtigen Amt die Aufnahme von Kulturschaffenden und Journalisten in Deutschland zu ermöglichen. Ihre französische Amtskollegin Roselyne Bachelot habe nun ebenfalls angekündigt, für diesen Zweck eine Million Euro aus ihrem Etat zur Verfügung zu stellen. “Das ist ein starkes und wichtiges Signal europäischer Geschlossenheit”, sagte Roth.

Der zweitägige EU-Kultur- und Medienministerrat fand auf Einladung der französischen EU-Ratspräsidentschaft in Frankreich statt. Neben der Ukraine standen demnach Themen wie die Zukunft der Medien und die Stärkung der kulturellen Vielfalt im Internet im Fokus. Reporter ohne Grenzen hatte am Montagabend darauf verwiesen, dass etwa 150 Medienschaffende Russland seit Beginn der Ukraine-Invasion verlassen hätte. Diese Information stamme der aus dem Exil betriebenen Nachrichtenseite Agentstwo. “Im russischen Staat, der einer Diktatur gleicht, sogar Sprachkontrolle betreibt und Tatsachenbehauptungen unter Strafe stellt, ist eine Existenz für sie nicht mehr möglich”, ergänzte die dju.

kna

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