Vatikan verurteilt Angriff auf Kinderkrankenhaus in Ukraine

Der Vatikan verurteilt einen von der Ukraine gemeldeten Angriff auf ein Kinderkrankenhaus in Mariupol. 
Der Vatikan verurteilt einen von der Ukraine gemeldeten Angriff auf ein Kinderkrankenhaus in Mariupol. "Es ist nicht hinnehmbar, dass ein

Kardinal Pietro Parolin –Foto: © Palinchak | Dreamstime.com

Der Vatikan verurteilt einen von der Ukraine gemeldeten Angriff auf ein Kinderkrankenhaus in Mariupol. „Es ist nicht hinnehmbar, dass ein Krankenhaus bombardiert wird. Es gibt keinen Grund, keine Motivation, so etwas zu tun“, sagte Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin der Zeitung „Il Messaggero“ (Mittwochabend). Er sei sehr besorgt über das, was passiere.

Der Kardinal sprach auch über ein Telefonat mit dem russischen Außenminister Sergej Lawrow am Dienstag. Zu Forderungen nach einem Ende der bewaffneten Angriffe und nach humanitären Korridoren habe Lawrow ihm keine Garantien geben wollen. „Er hat mir zugehört und dann natürlich seinen Standpunkt dargelegt, und so sind wir verblieben“, sagte Parolin.

Der Vatikan hatte in den vergangenen Tagen seine Vermittlungsbemühungen im Ukraine-Krieg verstärkt. Papst Franziskus entsandte eigens zwei Kardinäle ins Krisengebiet. Seit Wochen ruft das Kirchenoberhaupt zu Friedensgebeten für die Ukraine auf und verurteilt die dortige Waffengewalt.

Medienexperte: In der Kommunikation hat Putin den Krieg verloren

Der Tübinger Kommunikationsforscher Bernhard Pörksen hält eine Rehabilitierung des russischen Präsidenten Wladimir Putin für ausgeschlossen. Zwar könne Putin den Krieg gegen die Ukraine militärisch gewinnen. „Aber in der zweiten Wirklichkeit der Kommunikation hat Putin diesen Krieg verloren und eine Besinnung auf die universalen Werte der Aufklärung und der Menschenrechte im Westen ausgelöst“, sagte der Professor der Universität Tübingen der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Donnerstag). „Das Blutbild des gescheiterten, verlogenen, unberechenbaren Diktators wird an ihm kleben bleiben.“

Seine hohen Zustimmungswerte in Russland sichere sich Putin durch eine „sektiererisch-totalitäre Kommunikation“, sagte der Wissenschaftler und Autor. „Das Ziel ist die Auslöschung von Individualität, die Formung eines Kollektivs, das gehorcht, anbetet und glaubt.“

Dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj sei es hingegen gelungen, mit seinen Videos und Botschaften über Zeit- und Raumgrenzen hinweg „einen Schwarm, ein Konnektiv“ zu erschaffen, das durch das Teilen von Informationen entstehe, sagte Pörksen. „Im Netz gilt also: Diktator gegen Schwarm.“ Allerdings zeige die Kriegsrealität auch eine kommunikative Ohnmacht. „Letztlich siegt die militärische über die mediale Macht“, so der Wissenschaftler. „Niemand sollte deshalb – wie in der Digital-Euphorie längst vergangener Jahrzehnte – über die demokratisierende Kraft digitaler Technologie und die berauschende Intelligenz der Schwärme jubeln.“

Das Scheitern der Kommunikation sieht Pörksen mit großer Sorge auch für die westlichen Gesellschaften. „Gefährlich wäre eine mentale Militarisierung. Gefährlich wäre aber auch – man denke nur an den moralisch verwahrlosten Putin-Kitsch der extremen Linken und der Rechten – die aktuelle Bedrohung der offenen Gesellschaft zu übersehen.“ Es komme auf einen schwierigen Balanceakt an: „Wehrhafter zu werden, auch in der Bekämpfung von Desinformation, aber den Aufklärungsmut und den Verständigungswillen am Leben zu erhalten.“

kna