Experte sieht keine Spaltung in Kirche und Gesellschaft

Der Weltanschauungsbeauftragte des Bistums Limburg, Johannes Lorenz, sieht aktuell kein Zeitalter der Spaltung.

–Foto: Synodaler Weg

Der Weltanschauungsbeauftragte des Bistums Limburg, Johannes Lorenz, sieht aktuell kein Zeitalter der Spaltung. „Spaltung setzt ja voraus, dass sich zwei Seiten so weit voneinander getrennt haben, dass es dazwischen nichts Verbindendes mehr gibt. Und dass trifft, glaube ich, weder auf die gesellschaftliche Situation zu noch auf die Gemengelage in der Kirche“, sagte Lorenz im Interview des Portals katholisch.de (Donnerstag). „Deswegen würde ich nicht von Spaltung sprechen.“ Gleichwohl gebe es in beiden Bereichen die „Tendenz, dass Meinungsführer an den Rändern keinen gemeinsamen Weg mehr finden“.

Synodaler Weg sorge für kirchliche Spannungen

Mit Blick auf die katholische Kirche sei das zentrale Thema momentan der Reformprozess Synodaler Weg, „der eine Art Hyperkatalysator kirchlicher Spannungen darstellt, und mit ihm die Frage, wie man die Missbrauchskrise interpretiert“, sagte Lorenz. Eine Position fordere grundlegende Reformen und betrachte sexuellen Missbrauch in der Kirche als systemisches Problem. Die andere Seite sage: „Die Missbrauchstaten sind als Einzelfälle zu werten, und wir können nicht deshalb die Lehre der Kirche verändern.“ Das beziehe sich auf alle Bereiche der Kirche, vor allem auf die Frage nach hierarchischer Machtverteilung.

Beim Synodalen Weg gebe es aber immer noch eine „relativ große Mitte“, die sehr bemüht darum sei, „diskursfähig zu argumentieren und die eigenen Positionen so darzulegen, dass sie auch von der anderen Seite verstanden werden kann“, betonte Lorenz. „Ich nehme den Streit um den Synodalen Weg als einen legitimen Streit darüber wahr, wie die Kirche sich in der pluralen Gesellschaft verortet.“ Zugleich gebe es aber auch Äußerungen, die das Gespräch vergifteten. „Insgesamt sehe ich die sprachliche Verhärtung und die Rede von der Spaltung allerdings eher auf der konservativen Seite.“

kna