Der Freiburger Theologe Magnus Striet hält die von Gegnern des Reformprojekts Synodaler Weg vorgebrachten Warnungen vor einer Kirchenspaltung für verfehlt.
Bonn – Der Freiburger Theologe Magnus Striet hält die von Gegnern des Reformprojekts Synodaler Weg vorgebrachten Warnungen vor einer Kirchenspaltung für verfehlt. Immer wieder sei von einem drohenden Schisma zu hören, schreibt Striet in einem am Montag auf katholisch.de veröffentlichten Gastbeitrag. Unverblümt spielten die Kritiker auf die schließlich zur Spaltung führende Reformbewegung an, die Martin Luther mit seiner Kritik an den Zuständen und der Theologie in der Kirche seiner Zeit geübt habe. „Sich sorgen, dass ein Schisma kommen könnte, müssen die Kritiker sich aber nicht. Es gibt das Schisma längst“, so Striet.
„Die innere Distanz zu dem, was angeblich als verbindlich zu glauben vom Lehramt der römisch-katholischen Kirche vorgegeben wird, ist in vielen katholischen Milieus so ausgeprägt, dass hier auch nichts mehr zu kitten ist“, bilanziert der Theologe. „Ob dieser Prozess im deutschsprachigen Raum nur intensiver vorangeschritten ist als in anderen kulturellen Kontexten, vermag ich nicht zu beurteilen. Es ist der Geschmack an der Freiheit, den längst auch viele Katholikinnen und Katholiken als evangeliumsgemäß kosten wollen, der die Distanz geschaffen hat.“
Striet äußerte sich mit Blick auf einen Offenen Brief, in dem 74 Bischöfe die Befürchtung äußern, die beim Synodalen Weg angestrebten Änderungen könnten abermals in der Geschichte eine Kirchenspaltung von deutschem Boden auslösen.
Zugleich warnt der Freiburger Theologe vor überzogenen Erwartungen an den von den deutschen Bischöfen und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken 2019 gestarteten Synodalen Weg. „Wenn es einen Konstruktionsfehler des Synodalen Wegs gibt, dann besteht er darin, dass seine Protagonisten (wenn es stimmt) ernsthaft geglaubt haben oder immer noch glauben, in relativ kurzer Zeit weltkirchliche Veränderungen herbeiführen zu können.“ Vor diesem Hintergrund sei die Anerkennung der Rechte von LGBTQ-Menschen noch das geringere Problem. Schwieriger werde sich vermutlich die Zulassung von Frauen zum Priesteramt gestalten, „nachdem vergangene Päpste verboten haben, auch nur die Frage zu diskutieren“.
Unabhängig vom Synodalen Weg lasse sich allerdings auch in anderen Ortskirchen eine wachsende Unruhe beobachten, fügt Striet hinzu. Die Probleme seien möglicherweise anders gelagert, ließen sich deshalb aber noch lange nicht mit einer „römischen Einheitsdoktrin“ regulieren.