Die Befragungen sind abgeschlossen, die Ergebnisse nach Rom geschickt. Die Sammlungsphase der Weltsynode steht kurz vor ihrem Abschluss. Die Verantwortlichen sind bislang zufrieden mit dem Erreichten.
Von Severina Bartonitschek (KNA)
Vatikanstadt (KNA) Es ist mittlerweile das übliche Prozedere des Vatikan im Umgang mit Fragen zum deutschen Synodalen Weg: Auf den Papstbrief „an das pilgernde Volk Gottes in Deutschland“ von 2019 zu verweisen. So unausweichlich der Ausehen erregende deutsche Reformprozess auch in Rom bei jeder Veranstaltung zur Synodalität angesprochen wird, so gut vorbereitet scheinen die Verantwortlichen. Da zaubert der Chef des zuständigen Synodensekretariats, Kardinal Mario Grech, flugs das besagte päpstliche Schreiben aus seinen Unterlagen, als ein Journalist das Thema anspricht. Anlass für die Frage war die Pressekonferenz zum Abschluss der ersten Phase der von Papst Franziskus angestoßenen Weltsynode am Freitag.
Überhaupt hätten die Verantwortlichen keine Angst vor einer Vereinnahmung „ihrer Synode“ durch kontroverse Themen, erklärten sie einhellig. Grech etwa wünschte sich eine „Vereinnahmung von nur einer Person – dem Heiligen Geist“. Konsens war, eine „hörende Kirche“ zu werden. Niemand solle sich ausgeschlossen fühlen. Auch jene nicht, die beispielsweise aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder als Familie nicht nach der kirchlichen Lehre lebten.
In dieser von der Synode angestrebten Kirche „in der sich jeder wohlfühlt“, so der päpstliche Synodenberichterstatter, Kardinal Jean-Claude Hollerich, gehe es zwar nicht um eine Veränderung der Lehre, wohl aber um eine Veränderung der Einstellung in der Kirche.
Genau dies war der Plan von Franziskus, als er die Weltsynode zu Synodalität ins Leben rief. Eine andere Debatten- und Beteiligungskultur soll der in drei Phasen angelegte Prozess schaffen. Die erste Phase ist nun fast beendet; die Rückmeldungen aus fast allen lokalen Kirchenkreisen sind im Vatikan eingegangen.
Mehr als 100 der insgesamt 114 nationalen Bischofskonferenzen weltweit hätten ihre Ergebnisse im Synodensekretariat eingereicht, so Hollerich. Trotz Einsendeschluss am 15. August trudelten immer noch weitere ein. Neben den Bistümern haben unter anderem auch Ordensgemeinschaften, Privatpersonen und Vatikanbehörden teilgenommen. Mit einem Online-Projekt erreichte das Sekretariat rund 20 Millionen Personen und erhielt rund 150.000 Rückmeldungen für den Fortgang der Synode.
Hollerich sprach von einer „unglaublichen Zahl“, von einem in der katholischen Weltkirche in diesem Umfang noch nie zuvor erreichten Befragungsprozess. Kardinal Grech sieht durch die Rückmeldungen „viel Hoffnung für die Zukunft der synodalen Kirche“.
Besonders beeindruckt zeigte sich Untersekretärin Nathalie Becquart von den Antworten aus „leidgeprüften Ländern“. So seien im Sekretariat Rückmeldungen aus der Ukraine, Myanmar oder dem Libanon eingetroffen; ebenfalls aus Nicaragua, wo die Kirche derzeit staatliche Repressionen ausgesetzt ist und ihre Verteter verfolgt werden.
Auffällig an den lokalen Zusammenfassungen insgesamt sei der „offene Stil“ gewesen, so Becquart. Ängste, Spannungen und Widerstände, die natürlich auch zum Ausdruck kamen, seien „Teil aller spirituellen Erkenntnisprozesse“. Luxemburgs Erzbischof Hollerich räumte gewisse Unzulänglichkeiten und Verbesserungsbedarf in der ersten Phase ein.
Aus den gesammelten Rückmeldungen erarbeitet ein Expertenteam nun das Arbeitsdokument für die nächste Phase. Neben dem römischen Synodenteam sind daran 15 Männer und 7 Frauen aus 16 Ländern beteiligt. Nach einer gemeinsamen Tagung Ende September soll das „Instrumentum laboris“ (Arbeitspapier) in etwa zwei Monaten vorgestellt werden.
Auf dessen Grundlage werden dann die sieben kontinentalen Bischofsversammlungen der katholischen Kirche – Afrika, Ozeanien, Asien, Naher Osten, Europa, Lateinamerika sowie USA/Kanada – bis März 2023 je ein eigenes Dokument erstellen. Diese sieben Abschlussdokumente wiederum fließen bis Juni 2023 in ein zweites Arbeitsdokument ein. Auf dessen Grundlage berät die Bischofsversammlung der Synode im Oktober 2023 in Rom. Deren Beschlüssewird der Papst in einem eigenen Schreiben würdigen und möglicherweise Reformen für die Verfassung der katholischen Weltkirche daraus ableiten.