Polnischer Kardinal Gulbinowicz gestorben

Kardinal Henryk Roman Gulbinowicz, Alterzbischof von Breslau (Wroclaw), ist tot. Der zweitälteste Kardinal der katholischen Weltkirche starb am Montag im Alter von 97 Jahren in einem Breslauer Krankenhaus, wie das Erzbistum Breslau und Radio Wroclaw mitteilten. Er war der zweitälteste Kardinal der Weltkirche.

Breslau – Kardinal Henryk Roman Gulbinowicz, Alterzbischof von Breslau (Wroclaw), ist tot. Der zweitälteste Kardinal der katholischen Weltkirche starb am Montag im Alter von 97 Jahren in einem Breslauer Krankenhaus, wie das Erzbistum Breslau und Radio Wroclaw mitteilten. Er war der zweitälteste Kardinal der Weltkirche.

Der Vatikan schloss er eine Trauerfeier und Beisetzung in der Kathedrale nach Gulbinowicz’ Tod aus. (Foto: RENE RAUSCHENBERGER auf Pixabay)

Gulbinowicz gehörte zu den prägenden Gestalten der polnischen Kirche unter Papst Johannes Paul II. Von 1976 bis 2004 leitete er das Erzbistum Breslau. 1985 machte ihn Papst Johannes Paul II. (1978-2005) dann zum Kardinal.

Im Vatikan in Ungnade gefallen

Zuletzt aber war Gulbinowicz wegen Missbrauchsvorwürfen in Ungnade gefallen. Der Vatikan untersagte ihm Anfang November die Nutzung von Bischofsinsignien und die Teilnahme an öffentlichen Gottesdiensten und Treffen; zudem schloss er eine Trauerfeier und Beisetzung in der Kathedrale nach Gulbinowicz’ Tod aus. Auch seine ehemalige Bischofsstadt Breslau distanzierte sich von ihm. Den Angaben von Ärzten zufolge lag der Kardinal zuletzt im Krankenhaus und war nicht mehr ansprechbar.

Gulbinowicz wurde des sexuellen Missbrauchs eines Jugendlichen und der Zusammenarbeit mit dem früheren kommunistischen Geheimdienst beschuldigt. Der Breslauer Dichter Karol Chum hatte 2019 Strafanzeige erstattet. Seinen Angaben zufolge habe Gulbinowicz ihn Anfang 1990 kurz nach seinem 16. Geburtstag im Priesterseminar missbraucht.

Gulbinowicz gehörte zu den Verteidigern der Freiheits- und Gewerkschaftsbewegung „Solidarnosc“

Während des von 1981 bis 1983 von den kommunistischen Machthabern über Polen verhängten Kriegsrechts zählte Gulbinowicz zu den Verteidigern der Freiheits- und Gewerkschaftsbewegung “Solidarnosc”. Er bot in seiner Bischofsresidenz Dissidenten Unterschlupf und versteckte 90 Millionen polnische Zloty vor dem Staatsapparat. Das Geld hatte die “Solidarnosc” vor der drohenden Beschlagnahmung durch den Geheimdienst von ihrem Bankkonto abgehoben.

Das kommunistische Regime in Warschau hatte Gulbinowicz 1976 selbst als Kandidaten für den Breslauer Bischofssitz akzeptiert, weil es fälschlicherweise annahm, es könne ihn leicht steuern. Bald aber zeigte er sich den Machthabern aber als furchtlos und schlagfertig. 2009 verlieh Staatspräsident Lech Kaczynski dem Kardinal vor allem für dessen Unterstützung der demokratischen Opposition gegen die Kommunisten die höchste Auszeichnung des Landes, den Weiße-Adler-Orden.

1950 zum Priester geweiht

Gulbinowicz wurde am 17. Oktober 1923 im damals polnischen und heute litauischen Szukiszki geboren. Bis Anfang 2005 gab er jedoch als Geburtsdatum 1928 an. Erst dann wurde bekannt, dass das Datum 1942 geändert wurde, damit ihn die Nationalsozialisten nicht als Zwangsarbeiter verschleppten. 1950 wurde er zum Priester geweiht. Papst Paul VI. (1963-1978) ernannte ihn 1970 zum Bischof und übertrug ihm die Leitung des polnischen Bereichs der Erzdiözese Vilnius in Bialystok. 1976 wurde er Erzbischof von Breslau; 1985 machte ihn dann Johannes Paul II. zum Kardinal.

Zu den Höhepunkten seiner Amtszeit in Breslau (1976-2004) gehörten die Feiern zum 1.000-jährigen Bestehen seiner Diözese im Frühjahr 2000. Damals sorgte er aber für Missstimmung bei der deutschen Kirchendelegation, als er erklärte, das Erzbistum Breslau befinde sich auf “ewig polnischem Land”.

Kardinalskollegium nun noch 216 Mitglieder

Mit dem Tod von Gulbinowicz und dem des ecuadorianischen Kardinals Raul Eduardo Vela Chiriboga (86) am Sonntag (Ortszeit) hat das Kardinalskollegium nun noch 216 Mitglieder; Ende November nimmt Papst Franziskus 13 weitere Kirchenmänner in seinen Senat auf.

Von Oliver Hinz und Alexander Brüggemann (KNA)