Israels Staatspräsident Isaac Herzog hat im Bundestag dem gemeinsamen Gedenken an den Holocaust einen hohen Stellenwert zugeschrieben.
Berlin – Israels Staatspräsident Isaac Herzog hat im Bundestag dem gemeinsamen Gedenken an den Holocaust einen hohen Stellenwert zugeschrieben. Das Gedenken sei Verpflichtung, moralische Auflage und Verantwortung für Israel wie für Deutschland, sagte das israelische Staatsoberhaupt am Dienstag in Berlin. Das Erinnern bilde einen großen Bestandteil der israelischen Identität, dem er auf deutschem Boden nicht entweichen könne.
Gebet für die Opfer
Zu Beginn betete Herzog für die Opfer des Holocaust. Dazu erhoben sich alle Anwesenden, darunter Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und weitere Spitzen des Staates.
Der Staatspräsident erinnerte daran, dass Deutschland Tausenden Juden eine Heimat gewesen sei, wo sich ihr Leben in Kultur und Wissenschaft entfaltet habe. Dort hätten sich die bedeutendsten Rabbiner des jüdischen Volkes entwickelt und es sei die Heimat von Geistesgrößen wie Abraham Geiger, Albert Einstein, Kurt Weill oder Else Lasker-Schüler gewesen.
Zugleich seien in Deutschland aber auch die größten Gräueltaten der Geschichte geschehen, von der Zerstörung jüdischer Gemeinden bis zum „tiefsten Abgrund des menschlichen Zusammenlebens, der Schoa“. Dies sei beispiellos in der Geschichte.
Das jüdische Volk vergesse nicht, sagte Herzog. Dies sei hart und schmerzhaft für beide Völker. Sie trügen aber gemeinsam Verantwortung für das Gedenken. Das bedeute auf der Ebene der Vergangenheit, die Schoa weiter zu erforschen und an sie zu erinnern. Für die Gegenwart heiße es, Hass, Antisemitismus und Rassismus zu bekämpfen und die Partnerschaft zu vertiefen.
Betonung der Partnerschaft
Dabei betonte er auch die Partnerschaft zwischen Israel und Europa sowie zu den Ländern der Region. Ziel sei ein friedliches Zusammenleben. Das gelte auch für die Palästinenser. Sie müssten aber zuerst den Terror bekämpfen. Herzog erinnerte an den Terroranschlag auf die Olympischen Spiele in München von 1972. Zugleich rief er die Weltgemeinschaft dazu auf, gegen Iran und seine Pläne zur Entwicklung von Atomwaffen vorzugehen. Es sei unannehmbar, dass Iran zur Vernichtung Israels aufrufe.
Bundestagspräsidentin Bärbel Bas betonte in ihrer Begrüßung die Verantwortung Deutschlands für den Holocaust. Deutschland könne nicht wiedergutmachen, was nicht wiedergutzumachen sei, umso mehr müsse die Erinnerung an die Opfer wachgehalten werden. Zugleich müssten Juden in Deutschland sicher sein. Es sei schmerzhaft, „wenn wir diesem Anspruch nicht gerecht werden“. Die gelte auch für das Attentat bei den Olympischen Spielen in München. Sie rief zugleich dazu auf, gegen jede Form des Antisemitismus in Deutschland vorzugehen.