Synodaler Weg beschließt Grundtext zur Rolle von Frauen in der Kirche

Die Synodalversammlung des synodaler Wegs beschließt Grundtext zur Rolle von Frauen in der Kirche.
Synodaler Weg beschließt Grundtext zur Rolle von Frauen in der Kirche

Synodaler Weg beschließt Grundtext zur Rolle von Frauen in der Kirche. Die Versammlung nimmt das Ergebnis mit Beifall entgegen. Foto: Toussaint

Frankfurt – Die Vollversammlung des Synodalen Weges hat einen Grundtext zur Gleichberechtigung von Frauen in der katholischen Kirche mit großer Mehrheit verabschiedet. Nach einer langen Aussprache erreichte der Text am Freitagabend 92 Prozent der Stimmen der Synodalversammlung. Von den 60 anwesenden Bischöfen stimmten in der namentlichen Abstimmung 45 mit Ja, damit wurde die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit der Bischöfe erreicht. Der Abstimmung folgte ein lang anhaltender stehender Applaus und große Erleichterung war erkennbar.

Vorangegangen war eine lange, ernste und nachdenkliche Debatte, den Gegnern des Textes deutlich mehr Raum als die Debatte am Vortag, die überraschend mit einem Scheitern der Vorlage zum Thema Sexualmoral geendet hatte. Danach hatten sich die Bischöfe zu einer internen Beratung zurückgezogen und im Anschluss einen Änderungsantrag eingebracht. Dieser fügte einen Passus in die Einleitung des Papiers ein, dass der Papst gebeten werden soll, das lehramtliche Dokument „Ordinatio sacerdotalis“ von 1994, das die Priesterweihe nur für Männer festschreibt, erneut darauf zu prüfen, ob Änderungen möglich seien. Ein Antrag, das Papier in eine Dritte Lesung zu verweisen, war mit großer Mehrheit abgelehnt worden. Zudem wurde der Text zur Gleichstellung der Frauen in der Kirche auf Vorschlag von Bischof Bätzing so geändert, dass er nicht als verbindlicher Beschluss, sondern als Vorschlag zur Prüfung durch den Papst verstanden werden konnte.

In der Debatte im Plenum mit rund 50 Redebeiträgen kam zum einen die Sorge zum Ausdruck, dass nach dem Grundsatzpapier zur Sexuallehre am Donnerstag ein weiterer zentraler Reformtext an der Sperrminorität der Bischöfe scheitern könnte. Dies hätte möglicherweise einen Abbruch des Projekts zur Folge gehabt. Zum anderen hatten etwa ein Dutzend Bischöfe erklärt, dass und warum sie den Text in der ursprünglichen Fassung ablehnen oder sich enthalten müssten, wiewohl sie viele Passagen mittrügen.

Das beschlossene Papier formuliert keine ausdrückliche Forderung, sondern lädt die Weltkirche ein, die Frage nach Diensten und Ämtern von Frauen in der Kirche noch einmal neu zu bedenken. Dazu gehöre auch „unabdingbar“, die unterschiedlichen theologischen Positionen unter der Perspektive der Geschlechtergerechtigkeit zu reflektieren und dabei in engem Austausch mit den Sozialwissenschaften, Kultur- und Humanwissenschaften zu treten. Das 32-seitige Papier argumentiert: „Nicht die Teilhabe von Frauen an allen kirchlichen Diensten und Ämtern ist begründungspflichtig, sondern der Ausschluss von Frauen vom sakramentalen Amt.“ Für den Ausschluss von Frauen aus der Verkündigung gebe es kirchengeschichtlich „keine ungebrochene Traditionslinie“.

Der Grundtext plädiert für mehr Geschlechtergerechtigkeit und verweist darauf, dass Frauen in der Seelsorge und in verantwortlichen Positionen unterrepräsentiert seien. In den bestehenden Strukturen hätte viele von ihnen „mit einem alltäglich erfahrbaren Sexismus“ und weiteren Diskriminierungen zu tun. Dies verstärke den Wunsch von Frauen, selbst die Leitung in seelsorglichen und sakramentalen Kontexten zu übernehmen. Das Papier hält fest: „Angesichts des Erschreckens über geistliche und sexualisierte Gewalt an Frauen und angesichts der anhaltenden Marginalisierung und Diskriminierung von Frauen in der römisch-katholischen Kirche sind ein Schuldeingeständnis und eine Bewusstseins- und Verhaltensänderung dringend geboten.“

Irme Stetter-Karp, Präsidentin des Synodalen Weges zeigte sich erleichert: „Ich möchte Ihnen als Bischöfen meinen Respekt bekunden. Wir waren uns unsicher, ob wir ins offene Sprechen kommen. Ich freue mich riesig“. Die Theologin Dorothea Sattler kommentierte den Ausgang der Abstimmung mit den Worte: „Ich bin unheimlich froh, hier zu sein und das zu erleben.“ Der BDKJ-Bundesvorsitzende Gregor Podschun nannten den Beschluss des Grundtextes „einen wichtigen Schritt zur Gleichberechtigung von Frauen in der Kirche“. Das Weiheanliegen für alle Geschlechter nach Rom zu tragen sei sehr wichtig. „Dennoch dürfen wir nicht vergessen, dass damit die Diskriminierungen nicht aufhören. Die Bischöfe müssen sich jetzt zur Veränderung der Systeme massiv dafür einsetzen, dass auch der Vatikan endlich Frauen gleichberechtigt an allen Ämtern teilhaben lässt.“

Die Versammlung hatte in der Sitzung am Freitag nach einem Eklat vom Vorabend wieder Tritt gefasst. Einige Delegierte, die am Donnerstagabend unter Protest ausgezogen waren, nahmen wieder teil. Als Ko-Präsident der Synodalversammlung rief der Bischofskonferenz-Vorsitzende, Bischof Georg Bätzing, die Teilnehmer auf, zusammen zu bleiben. Ko-Präsidentin Irme Stetter-Karp vom katholischen Laien-Dachverband ZdK deutete an, dass ihre Organisation den gemeinsamen Weg mit den Bischöfen verlassen könnte, falls diese ihr Verhalten nicht änderten. Der Riss durch die Synodalversammlung war nach dem Eklat vom Vortag zwischenzeitlich so tief gewesen, dass einige Teilnehmer vorschlugen, die gemeinsame Eucharistiefeier am Freitagmittag aus dem Programm zu nehmen. Sie verwiesen auch darauf, dass einige Bischöfe wenige Stunden zuvor separat Gottesdienst gefeiert und sich damit außerhalb der Gemeinschaft gestellt hätten.

kna

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